Archiv für den Monat: Dezember 2018

Auf ein Neues!

Nun ist also wieder Sylvester und in einigen Stunden beginnt das neue Kalenderjahr. Man kann gelegentlich den Eindruck gewinnen, dass Rückschau und Bilanz und / oder Vorhaben und Vorsätze zwingend bedacht, kommuniziert oder zumindest mehr oder weniger witzig genau heute zum Thema gemacht werden müssten.
Natürlich ist das nicht so, Lebenskonzepte sind unterschiedlich.
Da gibt es zum Beispiel völlig verschiedene Vorstellungen darüber, wann ein neues Jahr, auch kalendarisch, begönne. Manche teilen die Jahre nach dem Mondkalender voneinander, dann wandert das Neujahrsfest von Jahr zu Jahr – bezogen auf den uns allen bekannten und für offizielle Angelegenheiten verbindlichen Kalender.
Dann gibt es noch die Aussage, dass schließlich in jedem Moment unseres Lebens ein neues Jahr begönne, genau jetzt. Somit wäre auch, je nach Geschmack und Neigung, ein permanentes Bilanzieren und Neu-Planen angesagt. Das klingt für mich anstrengend, aber der Grundgedanke gefällt mir: Reflektieren und Neuplanen benötigt keinen äußeren, schon gar keinen kalendarischen Anlass. Gut wäre, sich anzugewöhnen, nach inneren Bedarfen und Erkenntnissen den Zeitpunkt zum Innehalten wahrzunehmen und dann auch mit Inhalt zu füllen.
Manche Menschen nehmen den eigenen Geburtstag zum Anlass, sich neu zu orientieren. Ein Umzug kann es beispielsweise sein, der zur Rück- und Vorschau herausfordert…
Nun, Sie sehen, auch ich mache mir solche Gedanken gerade heute, an Sylvester.
Mir geht heute besonders durch den Kopf, was ich an Werten über die Jahre hinweg entwickelt habe. Was davon habe ich im vergangenen Jahr gelebt, was will ich weiterhin zu meiner Richtschnur machen? Diese Grundfragen will ich mir stellen, bevor ich eine Planung meiner Jahresziele vornehme.
Ich meine hier die ideellen Werte, die Handlungsleitlinien, nach denen ich leben möchte. Nicht einbeziehen will ich hier die Bedürfnisse, die selbstverständlich ebenso handlungsleitend wirken, mehr oder weniger bewusst. Dies ist ein eigenes Thema.
Solche ideellen Werte können mit einem übergeordneten Lebenskonzept, wie Religion oder politischer Überzeugung, eng verknüpft sein, sie können überkommen aus der Herkunftsfamilie sein, sie können täglich medial vermittelt werden, manchmal, ohne dass wir es bemerken, sie werden oft im Freundeskreis geteilt.
Brüche im Leben, eine Trennung, neue Bezugspersonen, Verluste jeder Art, Zumutungen von außen können sowohl das Lebenskonzept als auch die Wertvorstellungen zum Schwanken oder zum Einsturz bringen. Etwas scheint nicht mehr zu passen. Anpassungen, die vorgenommen werden, können zum zufriedenen Leben beitragen oder sie sind dysfunktional, verschlimmern die Situation.
Wie immer wir mit unserem Wertesystem leben – es wird Folgen für unsere psychische Verfasstheit haben. Dies gilt auch für den Fall, dass jemand allen Werten abschwören möchte und nur noch eigene Bedürfnisse zu Richtschnur nehmen möchte.
Alles hat seinen Preis, alles kostet. Es lohnt sich zu schauen, ob man die Kosten seiner Überzeugungen tragen möchte. Beispiele:
Haben Sie im letzten Kalenderjahr den Wert verfolgen wollen, stets verlässlich im Beruf zu sein und lieber die Last der KollegInnen mitzutragen, als selbst zu Last zu fallen? Schauen Sie genau hin, ob Sie drohen, unter dieser Belastung zusammenzubrechen! Wollen Sie das?
Wollten Sie stets für ihre Familie da sein? Gab es dennoch Konflikte und kam es zu Übergriffigkeiten oder zu nicht endenden Ansprüchen? Gab es deshalb Schwierigkeiten mit Personen, die mehr Beachtung haben wollten und oft zu kurz kamen? War eine dieser Personen Sie selbst? Soll es so bleiben?
Kommt es Ihnen so vor, als hätten Sie im letzten Kalenderjahr kaum eigene Ziele verfolgt, kann es einen Zusammenhang dazu geben, dass Sie ihrer eigenen Wertewelt verlustig gegangen sind und sich so zum Spielball der Vorstellungen in Ihrer Umgebung gemacht haben? War das gut für Sie?
Waren Sie einmal sehr engagiert, politisch, ehrenamtlich, kirchlich, sind Sie es nicht mehr, weil Sie zu viele Enttäuschungen verbuchen? Ist noch etwas in Ihnen, das sich gern engagieren möchte? Geht es vielleicht diesmal etwas kleiner, ohne den großen Rahmen, nicht minder wichtig, wenn es zu Ihren Werten gehört, einen positiven Beitrag zur Welt zu leisten?
Haben Sie Ihren Kindern jede Schwierigkeit aus dem Weg zu räumen versucht und stellen nun fest, dass dies ein Irrweg war? Sind Sie mit sich selbst deshalb derart unzufrieden, dass Sie depressive Verstimmungen oder Ängste entwickeln? Gibt es andere Möglichkeiten, damit umzugehen?
Haben Sie die Wertvorstellung, alles können zu müssen, möglichst keine Fehler zu machen und finden Sie sich wieder in einem Leben voller Selbstzweifel, womöglich mit körperlichen Begleiterscheinungen? Gibt es einen Ausweg?
Haben Sie irgendwann beschlossen, nur noch sich selbst wichtig zu nehmen und wundern sich nun über mangelnde soziale Wärme in Ihrem Leben? Ist Neuorientierung möglich?

Menschen tun nichts ohne Grund, für alles gibt es Begründungen. Allerdings: Der Herr, die Frau Ihrer Begründungen sind Sie selbst!
Damit sind Sie in der Lage, den Jahreswechsel zu nutzen, hinzuschauen, zu bewerten, zu entscheiden. Vielleicht mögen Sie sich dazu ein paar Gedanken aufschreiben, vielleicht mit vertrauten Menschen darüber sprechen?
Draußen beginnt verstärkte Ballerei…. Kommen Sie gesund und unversehrt ins Neue Jahr! Sollten Sie zu denen gehören, die auf Pyrotechnik nicht verzichten wollen, prüfen Sie, ob Sie zu Ihrem Wert erklären wollen, Menschen nicht durch diese zu schädigen, das wäre ein Wunsch von mir an Sie!
Guten Rutsch!





Bedürfnisse und Ziele

Heute ist Montag, es ist auch Heilig Abend für die Christen, ein Familienfest immerhin auch für viele, die mit dem Christentum wenig oder gar nichts zu tun haben mögen. Für manche ist es ein scheußlicher Abend, weil sie ihn nicht so verbringen, dass sie sich dabei wohlfühlen. Sie sind allein, wären aber lieber in Gemeinschaft. Sie betrinken sich, mit Genuss hat es selten etwas zu tun. Sie sind mit der Familie zusammen und die Emotionen kochen ab einem bestimmten Zeitpunkt hoch – oder es fröstelt einen, weil Wahrhaftigkeit fehlt.

Manche sagen auch, es sei ein Friedensfest. Dafür gibt es kaum Belege. Beim Hören der heutigen Nachrichten finde ich eher solche für das Gegenteil, auch für die sich christlich definierenden Gegenden dieser Erde werte ich das so.
Aus Gründen, die sich mir nicht erschließen, ereignen sich in dieser Zeit häufig  Naturkatastrophen – möglicherweise fällt es mir auch nur stärker auf, weil mich die Erwartung auf stille Tage begleitet.

Diese stillen Tage gönne ich mir in jedem Jahr ab dem frühen Abend des 24.12. Vor etlichen Jahren habe ich beschlossen, alles dafür zu tun, dass ich diese Tage nach meinem Geschmack gestalte. Ruhe bitte! Diesen Text schreibe ich gern, danach noch ein allerletzter Gruß an einen lieben Menschen – dann kehrt Ruhe ein. Handy aus, TV aus, kein Geplapper am Gartenzaun. Zur Ruhe zu kommen ist mir ein hohes Gut.

Meinem Glauben entspricht es nicht, dass an Weihnachten ein Heiland geboren sei zu unser aller Erlösung, diese Idee ist mir fremd. Es sind jedoch auch für mich mit diesem Fest Metaphern verbunden, die mir etwas sagen. So finde ich die Idee sehr schön, dass es da einen Gott gäbe, der sich hinein in diese Welt begibt, durch Geburt menschlich. Die Grenze von Schöpfer und Geschöpf wird durchlässig, es kann Nähe entstehen, sogar Vertrautheit.

Heute denke ich darüber nach, dass die Menschwerdung des Schöpfergottes nach christlicher Vorstellung in Gestalt eines Neugeborenen geschieht. Ich denke darüber nach, was es ist, das ein Neugeborenes ausmacht.

Es ist der Fürsorge bedürftig, denn es kann noch nicht für sich sorgen. Es will genährt, gewärmt und sauber gemacht werden, damit es sich wohlfühlen kann. Es bedarf der Stimme vertrauter Personen, es braucht Aufmerksamkeit, Zuwendung, sogar Gerüche, die es ihm ermöglichen, sich geborgen zu fühlen.

Wenn der erste Schock des Übergangs der Geburt ins Leben überlebt ist, die Orientierung im Außen noch sehr eingeschränkt möglich ist, dann braucht das Neugeborene Verlässlichkeit und Bindung, es braucht Menschen, die es willkommen heißen.

Wir wissen darum, dass nicht jeder Mensch dies alles so bekommt, wie es gut gewesen wäre. Selbst für diejenigen, bei denen alles gut begann, bleibt der Weg ins Leben ein Abenteuer mit Fallstricken, Überraschungen und Herausforderungen. Ich denke, das bleibt ein Leben lang so und ich denke, es ist gut, sich bewusst zu sein, dass wir Bedürfnisse haben, für deren Erfüllung wir aufmerksam und wirksam sein sollten.

Sollten Sie in diesen Tagen über Ihre Glaubensgrundsätze, ihre Werte und Ziele nachgedacht haben? Ich möchte Sie dazu animieren, alle diese unter ein Mikroskop zu legen, oder, falls Ihnen das leichter fällt, so zu betrachten, als lägen die Werte, Ziele und Glaubenssätze ganz weit weg und Sie benötigten ein Fernglas zur Betrachtung. Mögen Sie auch nicht? OK. Dann stellen Sie sich vor, diese Werte, Ziele und Glaubenssätze berichtete Ihnen ein nahestehender Mensch als die seinen. Wie würden Sie mit diesem Menschen darüber sprechen?

Und nun?Jetzt prüfen Sie: Ist das alles gut für ein Gefühl des Aufgehobenseins in dieser Welt? Hilft es, sich beschützt, gewärmt, genährt zu fühlen? Ist das alles gut für die Eroberung des nächsten Tages mit all seinen Besonderheiten?

Was brauchen Sie, um sich willkommen und zuhause in dieser Welt zu fühlen? Denken Sie sich für einen Moment als Neugeborenes, welches Gefühl entsteht dabei?

Legen Sie alles auf den Prüfstand: Vielleicht wollen Sie etwas anders denken, anders gestalten, anders erhoffen, anders einfordern, anders geben als bisher?

Ich wünsche Ihnen Tage, in denen Sie die Ruhe herstellen, die Sie zum Nachdenken brauchen. Und sollten Sie allein sein gegen Ihren Wunsch – gehen Sie raus! Gehen Sie unter Menschen, lassen Sie das TV aus mit seinen rührseligen Sendungen, schauen Sie ins reale Leben und vielleicht finden Sie eine Begegnung. Es muss ja nicht in der Eckkneipe sein.

Frohe Feiertage und bis nächsten Montag!

Kennen Sie Ihre Ziele? Folge 1

Kennen Sie Ihre Ziele?

In der Regel haben wir Ziele, die wir verfolgen, sobald wir morgens aufwachen: Wir frühstücken so, wie wir nach aller Erfahrung gut in den Tag kommen. Wir machen uns fertig für die Aufgaben, die wir erledigen möchten, gehen höchstwahrscheinlich in Gedanken den Tag durch: Haben wir alles dabei, vorbereitet, auf dem Zettel?

Als Kind hatten wir, wenn alles gut lief, dabei Hilfestellung durch uns erziehende Menschen. Später haben wir eigene Methoden entwickelt. Manchmal sind die Anforderungen durch Beruf, Familie oder gesundheitliche Besonderheiten so, dass wir unsere Methoden anpassen müssen.

Bei alledem verfolgen wir Ziele, auch wenn uns diese im Alltag nicht immer klar sind. Gehen wir zur Arbeit, weil wir Geld verdienen wollen? Wozu wollen wir dieses Geld verwenden? Wollen wir mit unserer Arbeit noch anderes erreichen? Wenn ja, dient dies einem höheren Ziel? Wenn unsere Arbeit keine Erwerbsarbeit ist – in welchem Kontext steht sie, welchen Zielen dient sie?
Wozu machen wir uns Tag für Tag auf in die Welt, sei sie auch noch so klein?
Der Gefängnisinsasse mag auch seine Ziele verfolgen – von der aufgeräumten Zelle, nach der guten Beurteilung durch die Verwaltung und Justiz zur vorzeitigen Entlassung strebend, Seilschaften in der Vollzugsanstalt bildend bis hin zur Idee des Ausbruchs: Auch hier gibt es die Möglichkeit, sich Ziele zu setzen und danach zu handeln.

Wenn es nicht gut für uns verläuft, denken wir womöglich, dass wir keine eigenen Ziele mehr haben, anscheinend fremdbestimmt durchs Leben gehen. Die Arbeit geht anscheinend immer vor oder auch die Ansprüche der Familie, der Freunde… Leben wir nach den Zielen anderer?
Dann ist es lebenswichtig, zu prüfen, wo wir etwas ändern können, damit unser Leben wieder nach unseren Zielsetzungen verlaufen kann.

Wenn Belastungen so groß werden, dass wir morgens nicht mehr aufstehen mögen, weil wir nicht mehr wissen, wozu das gut sein soll – dann sind uns unsere Ziele abhanden gekommen, nicht mehr bewusst, oder die Kraft fehlt dafür, sie zu verfolgen. Vielleicht haben wir seit Wochen zu wenig geschlafen, grübelnd im Bett gelegen. Dann sollten wir uns Hilfe holen, medizinische, heilpraktische, psychotherapeutische oder beratende.

Es kommt allerdings auch vor, dass Menschen sich ihrer Ziele so wenig bewusst sind, dass sie aus diesem Grunde kaum in die Verfassung kommen, etwas zu gestalten oder zu erleben, das ihr Leben erfüllen könnte. Dies kann in eine Depression münden.

Kennen Sie Ihre Ziele? Hierbei kann ein Gedankenspiel helfen. Stellen Sie sich vor, Sie seien gealtert, im letzten Lebensabschnitt. Suchen Sie sich ein Alter aus, das hierbei für Sie stimmig ist. Sie sind in Ihrer Vorstellung im Angesicht des Todes: Was wollen Sie bis dorthin gelebt haben? Was nicht versäumt?
Dies können einzelne Ereignisse sein, eine bestimmte Reise vielleicht. Dies können Zeitraumziele sein, gesund zu leben zum Beispiel. Dies können Lebensabschnittsziele sein – soziale Ziele, Karriereziele, schöpferische Ziele…

Manche Ziele liegen nicht in unserer Macht, Lottogewinne zum Beispiel, das sind dann Wünsche. Davon handelt dieser Text nicht. Bei manchen Wünschen gehören allerdings Handlungsziele dazu, damit sie in Erfüllung gehen können – ohne Los wird es auf keinen Fall etwas mit dem Gewinn.

Auf die Suche nach unseren Zielen zu gehen, zu erforschen, wo sie sich in unserem Leben geändert haben, wo sie zueinander im Widerspruch stehen, wo sie uns nicht guttun, das ist nicht mal eben so nebenbei erledigt! Wenn Sie sich Zeit nehmen, Ruhe dafür einplanen mögen, dann legen Sie jetzt fest, wann Sie damit beginnen wollen, am besten noch in dieser Woche! Tun Sie alles schriftlich, damit keiner Ihrer Gedanken unbeachtet bleibt!

Der erste Schritt: Forschen Sie nach Ihren Glaubensgrundlagen und Werten! Ihre Ziele sind sinnvoll und förderlich für Sie, wenn sie zu Ihrem Glauben und zu Ihren Werten passen.
Bei den Gedanken hierüber stellen Sie womöglich fest, dass einige Konzepte für Sie nicht mehr stimmig sind, nur überkommene Gewohnheit. Stellen Sie alles auf den Prüfstand!
Gibt es Widersprüche? Sind die Kosten zu hoch für ein Leben nach Ihren bisherigen Vorstellungen? Wollen Sie bei Ihren Werten und Glaubenssätzen bleiben? Gibt es Ausnahmen? Welche?
Schauen Sie, was Sie zu tun bereit sein wollen, um Ihren Glaubensvorstellungen und Werten Raum und Gewicht zu geben. Werfen Sie raus, was der Überprüfung nicht standhält, nehmen Sie hinzu, was Sie bisher übersehen haben!
Nach getaner Arbeit haben Sie eine gute Grundlage, nun auch Ihre Ziele zu überprüfen!

Bereit? Demnächst geht es hier weiter! Bis nächste Woche!