Was ich lese (6): Peter A. Levine und Maggie Phillips: Vom Schmerz befreit

Entdecken Sie die Kraft Ihres Körpers, Schmerzen zu überwinden. Fünfte Auflage 2020, Kösel Verlag, München.

Ich beginne mit einem Zitat:
„Die Sprache der Empfindungen

Um Ihren Körper auf dem Weg zu Schmerzfreiheit als Verbündeten zu gewinnen, müssen Sie zunächst einmal lernen, mit ihm zu kommunizieren und eine heilsame partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ihm herzustellen. Mit anderen Worten: Sie müssen herausfinden, wie ihr Körper zur unschätzbaren Ressource wird, statt ein schmerzhafter Widersacher zu sein.
Auch wenn der Körper für den Heilungsprozess eindeutig wichtig ist, haben sich viele Schmerzpatienten angewöhnt, sich von ihren körperlichen Erfahrungen abzutrennen, um nicht noch mehr Schmerz zu spüren. Klammern Sie jedoch das körperliche Erleben aus dem Heilungsansatz aus, sind ihre Heilungschancen sehr begrenzt.“ (Seite 27)

Dazu eine Übung:
Wieder Zugang zum Körper finden

Beginnen Sie mit einem Körperteil, in dem Sie keine Schmerzen empfinden. Bedenken Sie, dass es immer Bereiche gibt in Ihrem Körper, in dem das so ist. Selbst wenn Sie sehr lange schon an Schmerzen leiden, werden Sie solche Bereiche bei sich finden! Dieser Körperbereich kann sehr klein sein und sich außerhalb der Regionen befinden, die Sie für gewöhnlich bewusst erleben: Ihre Nasenspitze, Ihr Ohrläppchen, die Innenseite ihres Unterarms…, wo im Körper finden und spüren Sie diese Stelle? Sie kann sich angenehm oder doch zumindest neutral anfühlen.
Erlauben Sie sich jetzt, einen Körper-Bereich zu spüren, wo Sie Schmerzen haben. Gehen Sie langsam vor, in einer Geschwindigkeit, die Ihnen möglicherweise ungewohnt erscheint.
Und wenn Sie merken, dass der Schmerz zu heftig wird? Nehmen Sie einen anderen Körperbereich, der weniger schmerzt! Lernen Sie zunächst behutsam diese Übung kennen!

Spüren Sie die Umrisse dieser schmerzenden Stelle? Dann atmen Sie eine Weile dorthin. Und schauen Sie, ob Sie mit dem Ausatmen zunehmend etwas Anspannung loslassen können. Vielleicht spüren Sie neue Empfindungen, ein Kribbeln, ein Brennen? Wärme oder Kälte? Es kann auch sein, dass Sie den Schmerz deutlich wahrnehmen, als scharf, stechend oder reißend. Wie auch immer Sie spüren, wie die Stelle geschaffen sein mag, nehmen Sie dies einfach nur wahr. Und nehmen Sie wahr, wie Sie sie mit Ihrem Atem verändern.

Kehren Sie dann zu der schmerzfreien Stelle zurück! Spüren Sie beim Einatmen hinein und lassen auch hier beim Ausatmen los, was immer Sie dort spüren. Wechseln Sie mehrfach von einem Körperbereich, den Sie nicht mit Schmerz verbinden, zu einem Körperbereich, an dem Sie Schmerz fühlen. Hinspüren, Hineinatmen mit dem Einatmen, Loslassen mit dem Ausatmen.

Beobachten Sie genau, was Ihnen möglicherweise vorher gar nicht aufgefallen ist! Wenn Sie dieses eine Weile ausprobiert haben, wechseln Sie mithilfe ihres Atems zwischen mehreren Schmerzbereichen und den sich gut oder neutral anfühlenden Bereichen hin und her. Halten Sie jeweils eine Weile inne, atmen Sie hinein, bringen Sie sich damit in Verbindung. Und lassen Sie mit dem Ausatmen alle Anstrengung los.

Es wird gut für Sie sein, darüber ein Schmerztagebuch zu führen. Häufig ist es so, dass Menschen sagen „Ach, das ist mir lästig!“ Wenn Sie sich aber klarmachen, dass Sie manchmal nicht bemerken, dass sich hier schon etwas verändert, in der für Sie besten Weise, dann können Sie den Sinn dieses Schmerztagebuchs verstehen. Und beachten Sie, dass es nicht darum geht, in diesem Schmerztagebuch Ihre Befürchtungen, Ihre Ängste, Ihre schlimmen Erfahrungen, die Sie hinter sich gebracht haben, aufzuzeichnen, sondern wirklich das, was Sie während einer Übung festgestellt haben.
Sie können außerdem natürlich jeden Tag nochmals zu einem anderen Zeitpunkt Ihre Notizen machen, über alles, was Ihnen auffällt an Auslösern und an Entlastendem.  Wichtig ist, dass Sie die Schmerzempfindung immer skalieren, 0 wäre kein kein Schmerz und 10 wäre unerträglich. Beschreiben Sie die Art der Empfindung, notieren Sie Veränderungen.
Auch wenn Sie keine Fortschritte erleben, notieren Sie Ihre Beobachtungen mehrfach am Tag, um Unterschiede festzustellen: Ob es wohl bestimmte Tage gibt, Tageszeiten, in denen ihre Schmerzmuster besonders deutlich werden? Plötzliche Zunahmen? Welche Auslöser es dafür wohl geben könnte? Welche Interventionen helfen?
Sollten Sie Medikamente nehmen, schreiben Sie diese bitte dazu! Und auch dort gibt es positive Wirkungen, negative Nebenwirkungen oder gar keine.
Sie werden so auf diese Weise nach und nach feststellen, ob Sie Fortschritte machen im Kontakt mit ihrem Körper und im Schmerzempfinden, wahrnehmen, wie Sie sich wohler fühlen können. Stellen Sie sich vor, gewinnen Sie einen Eindruck, dass Sie nach und nach eine verstärkte Regulationsfähigkeit erwerben!

Heute haben Sie eine Übung kennengelernt. Ich werde nach und nach neue hinzufügen.

Eine gute Zeit!