Über die Jahre haben mich Klient_innen an den unterschiedlichsten Themen teilhaben lassen, mir Einblick in ihre Lebenslagen gegeben und mir ihren Auftrag zur gewünschten Bewältigung genannt, die Themengebiete waren:
- Probleme am Arbeitsplatz, mit Kolleg_innen oder Vorgesetzten
- Überforderungserleben im Alltag
- Entscheidungsblockaden im Beruf oder in der Familie
- Unzulänglichkeitserleben im Umgang mit den Kindern
- erlittene Verluste, Trauer
- Folgen eines bekannten Kindheitstraumas
- Panik, Ängste, Anspannung, Sorgen
- unklare körperliche Beschwerden, Schmerzen, Schwindel
- Heuschnupfen und andere Allergien
- Unsicherheiten im sozialen Umfeld
- Unzufriedenheit, Ärger
- depressive Verstimmungen
- Erinnerungsschwäche, Blockaden
- … … …
Die Überschrift wurde meist so formuliert: Wie erreiche ich, dass etwas mich nicht mehr belastet? Mein Leben nicht mehr durcheinander bringt? Mir nicht länger den Schlaf raubt?
Also: Etwas soll nicht mehr stattfinden, soll weg sein, verschwinden.
Das ist nun mehr als verständlich, sonnenklar, natürlich: Warum sonst wird eine Beratung oder Therapie aufgesucht?
Wo aber soll es hingehen, wie soll es aussehen, wenn ich nicht mehr habe, was mich belastet? Was denn stattdessen? Was dann?
Das ist eine der ersten Fragen, die ich stelle.
Eine der Antworten lautet: Das liegt für mich im Nebel, ich kann das gar nicht sehen. Aber dass ich meine Symptome weghaben will, das ist für mich ganz klar.
Da sie nun einmal da sind, die belastenden Gedanken, Gefühle und auch Verhaltensmuster – wozu könnten wir diese entwickelt haben, für welche Schwierigkeiten im Leben schienen sie eine Lösung zu liefern?
Diese Frage zu beantworten, ist selten schnell gemacht, da braucht es Neugier auf sich selbst und eine grundsätzlich freundliche Einstellung zu sich selbst. Auch die Erkenntnis, dass diese Lösungsbemühungen unsere eigene Leistung sind, unsere ganz eigene Antwort auf schwierige oder herausfordernde Lebensereignisse.
Und da ist der große Brocken Selbstverurteilung, Selbstärger, sogar Wut darauf, dass es diese Symptome gibt, den abschätzigen Blick, mit dem sich jemand richtig fertig machen kann.
Da spreche ich Einladungen aus, dies als erstes auf den Weg zur Veränderung zu bringen. Wie könnte Veränderung stattfinden, wenn eine Selbstbeschimpfung im Weg liegt? Schwierig!
Wozu dient die Selbstverurteilung? Ist es bisher hilfreich gewesen, sie zu praktizieren? Ist es vorstellbar, damit aufzuhören?
Einer meiner Lieblingssätze lautet: Es ist nicht immer einfach, aber machbar!
Wir gehen eine Weile einen gemeinsamen Weg, die Klient_innen lernen, neue Denkweisen auszuprobieren, sich freundlicher zu betrachten, sich neugierig zu beobachten.
Prüfen, ob sie Hilfreiches annehmen möchten. Entspannungsübungen und Achtsamkeitstraining anwenden, den Scheinwerfer auf das richten, was guttut. Spazierengehen, kreativ sein, den Körper trainieren, Pausen planen und einhalten – das kann das Nachdenken und Reden über sich unterstützen, damit es leichter wird im Alltag.
Nach einer Weile, nicht immer, jedoch häufiger, als ich es anfangs erwartet habe, bringen die Klient_innen dann Fragen mit, die in irgendeiner Weise mit dem ursprünglichen Auftrag in Zusammenhang zu stehen scheinen:
Wer bin ich?
Was macht mich aus?
Was sind meine tatsächlichen Bedürfnisse, heute, nach alldem, was ich erlebt habe?
Stimmt mein Bild, das ich mir von mir gemacht habe, überhaupt noch?
Womit stehe ich in Verbindung, was hält mich?
Und mit diesen Fragen und den Gedanken dazu kommen wir der Antwort auf die Ursprungsfrage auf die Spur:
Wo soll es hingehen? Wie soll es sein, wie will ich sein, wenn meine Symptome Teil meiner Geschichte geworden sind, nicht länger meine Gegenwart und Zukunft bestimmen?
Wo will ich hingehen, als die unverwechselbare Person, als die ich mich nun immer deutlicher wahrnehmen kann?
Ein für allemal und festgetackert wird die Antwort nicht sein. Leben ist Veränderung.
Was als Fundament bestehen bleibt ist die Gewissheit, tief spürbar, dass wir uns selbst annehmen können, dass wir mit dem Leben verbunden sind.
Es bleibt, zu wissen, wie innere Freiheit sich anfühlt.
Eine gute Woche!