Basierend auf „Die Marina Abramović Methode“, Kartenset
Seit einigen Jahren fasziniert mich die Künstlerin Marina Abramović. Es ist wahrscheinlich dieses Zusammenspiel von Unbedingtheit, Grenzüberschreitung und Disziplin, das mich so anzieht.
Nun habe ich mir ihr Kartenset „Anleitung für einen Neustart“ ins Haus kommen lassen und heute will ich beginnen.
Wie komme ich darauf?
Nach einer langen Phase von Krankheit und Unfallfolgen brauche ich ganz gewiss einen Neustart! Eine lange Phase des Genesens lässt mich mit Unsicherheiten und körperlicher Schwäche zu einem Punkt kommen, an dem klar wird: So nicht weiter, jetzt beginnt eine neue Zeit!
Abramović ist keine Psychologin, sie ist Künstlerin. Ich bin gespannt, was ich von ihren Ideen in meinen Neustart aufnehmen kann und will.
Es beginnt eine Reise von 30 Tagen mindestens, wahrscheinlich werde ich länger dabei bleiben.
Die erste Aufgabe:
Durchbrechen Sie ihre alltägliche Aufstehroutine. Stellen Sie ihren Wecker auf 06:00 Uhr. Wenn er klingelt, zögern Sie nicht, denken Sie nicht nach.
Laufen Sie sofort aus dem Haus. (…) Wenn Sie nicht sofort das Haus verlassen können, entfernen Sie sich so weit wie möglich von ihrem Bett. Dann stellen Sie die Füße fest und flach auf den Boden. Spüren Sie den Boden unter ihren Füßen. Wie fühlt sich der Boden an? Wie fühlen sich Ihre Fußsohlen an? Wandern Sie dann mit ihrer Konzentration langsam durch ihren Körper – von den Zehen bis zum Kopf. Wie wirkt sich das Gefühl des Bodens unter ihren Füßen auf das Gefühl an ihrem Scheitel aus? (…) (mindestens 15 Minuten)
Es soll eine Verbindung vom Boden zum Scheitel immer wieder aufs Neue erspürt werden. Der Vorschlag ist, dies nackt zu tun. Nun, ich mache Kompromisse, es ist kalt, ich ziehe meinen Morgenmantel über, ich hasse es, zu frieren. Für diese Grenzüberschreitung bin ich nicht bereit. Heute schaue ich nach 10 Minuten mehrfach auf die Uhr und schaffe gerade so die 15 Minuten.
Was hat es gebracht?
Ich fühle tatsächlich einen festeren Stand und gute Bodenhaftung, die frische Luft hat gutgetan. Auch gutgetan hat es, den Tag nicht sofort mit den Pflichten zu starten, sondern mit dem Spüren dessen, was ist. Die raschelnden Zweige, die Dunkelheit, der eigene Leib, eine Weile einfach da sein.
Morgen lasse ich die Uhr drinnen und lasse die Zeit ohne sie verrinnen.
Es ist in Ordnung, eigene Wege zu finden.
Machen Sie mit? Machst Du mit?
2. Tag, erneut die erste Aufgabe
Heute wie mit mir verabredet die Uhr drinnen gelassen, etwa 18 Minuten war ich draußen. Ich habe die Aufgabe, den Boden, die Füße mit meinem Scheitel zu verbinden, viel bewusster als gestern gestaltet. Immer, wenn die Konzentration vom Spüren der Linie abwich, habe ich wieder von vorne begonnen. Zuerst kam ich nur bis zu den Waden. Das Verbinden der beiden Linien zur gemeinsamen Wirbelsäulenlinie fand ich spannend. Als ich die Linie konzentriert bis zum Scheitel spüren konnte, war die Kälte nicht mehr wichtig. Ich genoss es eine Weile. Zufrieden ging ich hinein.
Ich fühle mich recht wohl mit meinem Körper und mit meinen Sinnen. Die kalte Nase wärmt sich auf, ich bin bereit für den Tag.
Na, auch mal probieren?