Was bedeutet es, in eine Trance zu gehen?

Ich schreibe erstmal, was es für mich nicht ist: Trancen per App sind für mich nix. Nichtssagend.
Drei Wege sind gangbar für mich: Die Online-Anleitung durch einen Menschen, den ich kenne, mit dem ich idealerweise schon Trance-Erfahrungen geteilt habe, die Anleitung durch einen physisch anwesenden Menschen und die Selbstanleitung.

Trancen im Kontakt mit Menschen, die mich kennen, denen ich vertraue, sind für mich gute Erfahrungen. Trancen in Eigenregie sind Erfahrungen von Selbstwirksamkeit, und diese sind unabdingbar für die psychische Gesundheit, davon bin ich überzeugt.

Wir gehen, wenn wir dies noch können, in einen Zustand von Flow, wenn wir kreativ sind, etwas Berührendes lesen, bei bestimmten sportlichen Aktivitäten, beim Betrachten einer Kerzenflamme, strömendem Wasser und vielem mehr. Dabei können wir innere Reisen erleben, die wir möglicherweise Trance nennen möchten.

Eine Trance, die dem Erleben von Selbstwirksamkeit dient, hat ein Thema, eine Frage und manchmal ein Ziel. Ziemlich bekannt ist inzwischen die Entdeckung des inneren sicheren Ortes. Wir finden einen inneren Ort der Geborgenheit, dort die Nähe zu unseren Ressourcen, zur Ahnung oder sogar zur Gewissheit dessen, was uns im Kern ausmacht. Unsere inneren Orte wandeln sich im Lauf des Lebens, immer sind sie einzigartig, so wie wir selbst. Auch wenn uns innere Bilder vorgeschlagen werden, wir kreieren sie selbst, im guten Kontakt mit unserem Unbewussten.

Wenn ich Klient_innen Angebote zur inneren Reise mache, sage ich dies immer dazu: Es können immer eigene Bilder und Szenen entstehen, egal, welche Worte ich spreche, ebenso, dass die Reise jederzeit unterbrochen werden kann, wenn sich etwas störend bemerkbar macht. Entscheidend für das Erleben ist die Bereitschaft und die Neugier, sich auf diese besondere Reise zu begeben.

Einige Vorschläge, wie Du Deine eigene Reise gestalten kannst, träumend vor Dich hin, will ich Dir heute machen. Wenn Du sie nutzen willst, experimentiere ein wenig, finde heraus, wie Du Dir Deines Themas, Deiner Frage bewusst werden kannst, so, wie sie gerade jetzt auftaucht!
(Lies Dir das Folgende durch und vertraue darauf, dass Du alles hervorholen und verwenden kannst, wie es und wann immer es für Dich stimmig ist!)*

  • Du kannst Dir einen Bus vorstellen, wie er an einigen Touristenorten fährt: Du stehst am Fahrbahnrand, Du winkst, die Fahrerin, der Fahrer hält an und Du steigst ein. Dein Ticket hast Du schon gelöst. Du schaust Dich um, findest Deinen Platz, sitzt bequem und schaust hinaus. Du weißt, Du kannst jederzeit ein Signal geben, dass Du aussteigen und die Gegend erkunden möchtest. Der Bus wird anhalten und Du wirst aussteigen. Noch aber fährst Du.
    Du entscheidest, ob Du die Mitfahrenden siehst, schemenhaft oder deutlich, manche steigen aus, manche steigen ein, Du bist ganz bei Dir.
    Und dann kannst Du aussteigen, ein wenig verweilen, und Du weißt, Du kannst einfach mit dem nächsten Bus weiterfahren. Du gibst Dir die Muße zu entdecken, was für Dich passt. Du gibst Dir die Zeit, für Dich Platz zu schaffen in dieser Umgebung.
    In dieser Umgebung, die Du nun vorfindest. Für Dich ist Zeit und für Dich ist Raum, für Deine Neugier, für Deine Versenkung.
  • Nach einem tiefen, vielleicht schon unwillkürlich angenehm tief geschehenden Atem kannst Du beobachten, was immer Du dort vorfindest…
    Dein Atem atmet für Dich seit Deiner Geburt, ohne dass Du ihn beachten musst, wie so vieles andere Lebenswichtige auch in Deinem Organismus einfach geschieht.
    Wenn Du einen Punkt fixierst und Dich darauf fokussierst, reagiert Deine Augenlinse. Und Deine feinen Augenmuskeln? Beobachte und spüre, wie die Augenlider schwerer werden, sich senken mögen. Die Augenlider schließen sich, haben sich geschlossen, werden sich schließen können…
  • Dein Kontakt mit der Natur entspannt Dich? Manchmal bist Du wie im Traum? Du gehst hinein in Deinen Traum. Schritt für Schritt gehst Du diese eine Allee entlang. Und in der Traum-Allee ist alles heilsam und gut für Deine Gesundheit. Gerade richtig sind die Höhen der Bäume, gerade richtig die Abstände.
    Da sind die starken Bäume rechts und links und Du kannst einfach gehen, es geht Dich von allein. Die Beine bewegen sich von allein. Spüre wie es Dich automatisch geht. Empfinde die Lust zu spüren, wie es Dich automatisch geht. Die hohen Alleebäume bewegen ihre Kronen sanft im warmen Wind und es duftet für Dich von Ferne so angenehm. Du hörst das vertraute, ganz leise Rauschen der Wipfel.
    Und dort hinten erblickst Du, was Du schon lange suchst…
    Erkennst Du es jetzt wieder? Und während Dein bewusstes Denken sich noch bemerkbar macht, kann Dein Unbewusstes sich schon atmosphärisch auf diese sanfte Weise ausbreiten – über Deinen Körper, Deinen Geist und Deine Seele. Und Dein bewusstes Sein wird es merken, wie Dein Unbewusstes spürbar wird. Dann geben sich Bewusst und Unbewusst die Hand.

Eine gute innere Reise und eine gute Woche!

*Ein Teil der Gedanken dieses Textes ist von Anne M. Lang, Milton Erickson Gesellschaft, inspiriert.