Reden reicht nicht (1)

Heute will ich beginnen, mit Euch /  Ihnen zu teilen, was ich am Kongress „Reden reicht nicht“, 20.-23. Juni 2019 in Bremen, bereichernd für meine Arbeit fand.

Gabriela von Witzleben, Heilpraktikerin für Psychotherapie (!), Leiterin des Instituts für Triadische Systemik (I.T.S) bezeichnet sich selbst auf ihrer Website als “Dschungelexpertin”, die gemeinsam mit Klient*inn*en im Dickicht steht und nach Wegen sucht.

Sie entwickelte das „Triadische Prinzip“ und versteht darunter einen Trialog von Bauch, Herz und Kopf. Wir kennen die Selbstbezeichnungen „Ich bin ein Kopfmensch“, oder „Ich bin so kopfgesteuert“, und auf der anderen Seite „Ich entscheide nach meinem Bauchgefühl!“ von uns und anderen, das ist Alltagssprache. Weniger verbreitet ist, dass jemand sich als „Herzensmensch“ bezeichnet. Immerhin: „Du sprichst mir aus dem Herzen“, „Das geht mir zu Herzen!“ höre ich schon hier und da, auch „Mir geht das Herz auf.“

Laut  von Witzleben hat das Herz die Kompetenz für Beziehung / Kontakt, der Kopf für Sicherheit / Überblick, der Bauch für Autonomie / Raum. Diese Kompetenzen werden als Kernbedürfnisse und gleichzeitig als Ressourcen wahrgenommen.
Das fand ich spannend. Ich habe während des Vortrags innerlich mitvollzogen, wenn von Witzleben auf der Präsentationsleinwand vom Bauch, zum Herzen, zum Kopf ging. Ihre Formulierungen waren in etwa: Ich beginne mit meinem Anliegen, das ich in die Mitte des Dreiecks lege, beim Bauch. Dort stehe ich und frage „Was sagt der Bauch?“ und „Was ist im Körper?“. Ich gehe weiter zum Herzen und frage: „Was sagt das Herz?“ und „Was ist im Körper?“. Ich gehe zum Kopf und frage „Was sagt der Kopf?“ und „Was ist im Körper?“ – Dies alles, ohne zu bewerten oder zu interpretieren, einfach nur hören und die Resonanz im Körper wahrnehmen.

Die Bauch-Herz-Kopf-Triade

von Witzleben vermittelt, dass durch die Arbeit mit dem Dreieck, der Triade – die zuvor auf dem Boden mit Scheiben ausgelegt wird – spürbar wird, dass die Psyche im Körper „wohnt“ und mit ihm eine untrennbare Einheit bildet. Der Mensch mit einem Anliegen begeht diese Triade, verweilt an den Zentren, spürt die Antworten des Körpers (Der Kopf ist auch Körper!) und gewinnt Erkenntnisse, erlebt Zugänge zu seinem Anliegen, die so klar strukturiert und mit ihren Bezügen untereinander durch reines Denken oder Reden darüber wohl nicht erworben werden.

In die Mitte sollen im Verlauf des Prozesses klar formulierte eigene Anliegen gelegt werden, keine Personen oder deren Anliegen! Auch Krankheit hat dort nichts verloren, denn es soll nicht noch mehr darauf fokussiert werden, als es meist ohnehin – positiv oder negativ – der Fall ist. Diese werden stattdessen als kleinere Scheibe in die Hände genommen und bei der dritten Begehung mitgenommen, wie eine Wünschelrute, die unterschiedlich ausschlagen kann.

Die erste Begehung soll die Unterschiede der Zentren spürbar werden lassen, die zweite nimmt die Unterschiede zur ersten Begehung in den Blick (Die Augen bleiben stets geöffnet!), bei der dritten wird das Anliegen hinzugenommen.

Diese Grundvorgehensweise ist in der Beratung und Therapie je nach Anliegen ergänzbar und variierbar, hier will ich Euch / Ihnen lediglich das Prinzip vorstellen. Natürlich finden Sie bei weitergehendem Interesse beim Stöbern im Netz ihr Buch dazu. Ihre Website gibt Ihnen Auskunft über ihre Angebote und ein Netzwerk zur Arbeit mit dem triadischen Prinzip.

Achtung, Übung! Wann immer Sie bemerken / Du bemerkst, dass es Ihnen / Dir mit einer Übung schlechter geht, beenden Sie / beende sie! Bewerten Sie / bewerte es ganz gelassen und neutral, es passt dann einfach im Moment nicht! Die Regulierung und Entscheidung liegt bei Ihnen / Dir!

Aus ihrem Buch möchte ich Ihnen / Dir eine Übung zur Wahrnehmung der drei Zentren vorstellen: Ohne Anstrengung, ohne spezielle Methoden oder besondere Vorgehensweisen, einfach begehen im Raum, mit der Einstellung, dass es hier kein Richtig oder Falsch gibt! Haben Sie / hast Du den Eindruck, dass Gefühle zu mächtig zu werden beginnen, gehen Sie / gehe weiter zum nächsten Zentrum! (Im Buch wird gesiezt, ich übernehme das mal.)

  1. Gehen Sie mit der Wahrnehmung in den Bauch. Geben Sie sich Zeit. Nehmen Sie den Raum um sich herum wahr. Wie erleben Sie sich, wenn Sie ganz mit der Aufmerksamkeit im Bauch sind. Wie ist Ihr Raumgefühl?
  2. Gehen Sie mit der Aufmerksamkeit, nachdem Sie die Schritte dorthin gegangen sind, zum Zentrum des Herzens, den Brustbereich. Wie sind Sie in Beziehung zu anderen Lebewesen, Möbeln oder Gegenständen im Raum, was zieht Ihre Aufmerksamkeit auf sich und wie nehmen Sie sich selbst wahr? Wie ist Ihre Beziehung zum Raum?
  3. Gehen Sie mit der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung in den Kopf. Was genau und wie nehmen Sie wahr? Sehen Sie mehr oder weniger Details, wohin geht Ihr Blick und wie orientieren Sie sich im Raum, haben Sie ausreichend Überblick?

Wenn Sie mögen, machen Sie so mehrere Durchgänge und bleiben Sie dann eine Weile bei dem Zentrum, das Ihnen im Moment am angenehmsten ist!
(Gabriela von Witzleben 2019, S. 24)

Gute Erfahrungen wünsche ich!