Verwirrung – Validation

Heute werde ich über Validation schreiben. Validation wurde von Naomi Feil entwickelt und beschäftigt sich damit, wie Menschen in den Phasen einer Demenz geholfen werden kann, Unerledigtes an Bedürfnissen und Konflikten aufzuarbeiten – nicht im Sinne eines Versuchs, verwirrte ältere Menschen noch zu ändern, das können und wollen sie nicht mehr, sondern indem ihnen durch Bestätigung und Einfühlung das Gefühl gegeben wird, dass sie mit ihren Aufarbeitungsversuchen nicht alleine sind, dass sie gehört und gesehen werden und so innerlich zur Ruhe finden können, zu größerer Ruhe.
Wer sich dafür interessiert, weil er oder sie mit Angehörigen lebt oder Angehörige hat, die an Demenz leiden und sich von Zeit zu Zeit hilflos fühlt, dem empfehle ich die Publikation von Vicki de Klerk-Rubin, mit dem Titel „Mit dementen Menschen richtig umgehen, Validation für Angehörige“. Es lohnt sich auch bestimmt, bei youtube Naomi Feil einzugeben und Beispiele ihrer Arbeit im Video zu sehen! Es ist beeindruckend und auch sehr berührend. Ich beschäftige mich in meinem Text damit, welche Vorstellung über Menschen dieser Theorie zu Grunde liegt, die nicht mit Demenz im Alter rechnen müssen, weil sie zuvor anders gelebt haben. Daran erkennen Sie schon, dass es in dieser Theorie nicht darum geht, dass im Gehirn irgendwelche Fibrillen oder Plaques dafür sorgen, dass der Mensch nicht mehr so funktioniert, wie wir es gerne hätten oder auch der Mensch selbst, der zumindest in der Anfangszeit und auch immer wieder zwischendurch unter seiner Demenz leidet. Diese Theorie beschäftigt sich damit, wie bei Menschen ein gutes Leben gelingen kann.
Wie können wir uns Kompetenzen erwerben und erarbeiten, dass wir unser Leben bei allem, was uns vielleicht entgegenschlägt, als gut und stimmig bewerten? Nach Feil können wir so für unser Alter vorsorgen und einer Altersverwirrtheit vorbeugen.
Als erstes zitiere ich aus dem Buch „Trainingsprogramm Validation“, dritte Auflage, von Leonie Feil, Evelyn Sutton und Frances Johnson eine Liste über das, was ein erwachsener und reifer Mensch an Eigenschaften hat, idealerweise.
1. kann Verantwortung übernehmen für sich und andere
2.    kann Fehler und Schuld eingestehen
3.    kann enge, gegenseitig bereichernde Beziehungen eingehen und bewahren
4.    kann Gefühle in angemessener Weise ausdrücken
5. kann Kritik annehmen
6.   gibt anderen Menschen nicht ohne Recht die Schuld oder kritisiert sie
7.   geht mit schwierigen Situationen den Höhen und Tiefen des Lebens auf konstruktive Weise um
8.    kann die Leistung des anderen würdigen
9.    geht unvoreingenommen und vorurteilsfrei an Dinge heran
10.  kann Entscheidungen fällen und mit ihnen leben
11. denkt meistens zielorientiert
12.  hat Freude am Leben, hat viele Interessen, Fähigkeiten und Aufgaben in denen sie / er tätig ist, ist nur selten gelangweilt
13.  engagiert sich verhält sich anderen gegenüber respektvoll und teilnahmsvoll, ist nicht vollkommen auf sich selbst bezogen
14. ist sich der gegenseitigen Abhängigkeit von Familie und Gemeinschaft bewusst
15. (mein Lieblingspunkt) hat Sinn für Humor
16.  kann in neue Rollen hineinwachsen, wenn alte, nicht mehr der Situation oder den Menschen angemessene Rollen abgelegt werden müssen.
Falls Sie gerade Schluckauf bekommen haben, weil Sie sagen, um Himmels willen, das schaffe ich nicht wirklich, obwohl ich doch erwachsen bin und mich für reif halte – natürlich, so perfekt sind wir nicht! Wir sind Menschen, wir bemühen uns und wir scheitern. Ich halte es aber für erstrebenswert, solch eine Liste immer wieder zur Überprüfung seiner selbst heranzuziehen und zu schauen, wo bin ich nicht ganz zufrieden mit mir und wo möchte ich mich umorientieren.
Wenn wir uns zusammen mit Naomi Feil jetzt das Gegenbeispiel anschauen, möchte ich vorausschicken, dass sie sagt, Menschen im Alter haben es schwer und haben eine gute Chance mangelhaft orientiert oder zeitverwirrt zu werden, wenn sie eher nach der folgenden Liste gelebt haben. Sie versteht dies also als Appell, für die eigene geistige Gesundheit zu sorgen, indem diese Liste zur Kenntnis und als Arbeitsgrundlage für sich selbst genommen wird. Ich zitiere wieder:
1.    sie geben meistens anderen die Schuld, auch für die eigenen Probleme
2.    sie versuchen alte unpassende Rollen weiter zu leben, sie finden keine neuen Betätigungsfelder für ihre Talente, ihre Zeit
3.    sie beschweren sich viel
4.    sie begeben sich in Abhängigkeit
5.    sie haben keine Freude an Nähe in der Beziehung zu anderen Menschen
6.    sie verstecken oder leugnen ihre Gefühle
7.    die meiste Zeit sind sie nicht wirklich glücklich
8.    sie tun so, als existierten ihre Probleme, ihr Scheitern nicht, kehren ihre Probleme unter den Teppich
9.    sie tyrannisieren bisweilen andere Menschen
10.  sie sind Perfektionisten
11.  sie sind sehr nachtragend
12.  sie können nicht zugeben, dass sie Unrecht haben
13.  sie leiden wie Märtyrer
14.  sie sind argwöhnisch, sie vertrauen anderen nicht.
Sollten Sie an sich selbst Züge davon erkennen, wäre also der Appell von Naomi Feil: Bringen Sie ihre Beziehung und ihr Leben in Ordnung, entwickeln Sie für sich selbst eine positive Strategie, mit den Problemen im Leben umzugehen! Suchen Sie sich Hilfe, möchte ich ergänzen, wenn Sie merken, dass Sie jetzt keine Ahnung haben, wie Sie das machen sollen oder sich sagen, da hab ich schon so viel versucht, es hat nicht geholfen! Wenn Sie merken, dass Sie auf alten Wegen herumlaufen, die immer wieder in eine Sackgasse führen, dann sollten Sie es angehen! (…wenn Sie sich besser fühlen wollen…)  Naomi Feil ist der Meinung, dass es Ihnen hilft, im hohen Alter nicht desorientiert zu sein. Für alle diejenigen unter Ihnen, die Angst haben, dass sie später an Demenz erkranken: Ich glaube da ist was dran!