Vom Nachgeben und vom Aufräumen

Manche leiden darunter, dass sie sich zu wenig für sich selbst einsetzen. Sie geben zu rasch nach. Sie erfüllen die Wünsche anderer, ohne sich die Zeit zum Abgleich zu geben, ob diese Wunscherfüllung in Konflikt mit den eigenen Wünschen, Zielen oder sogar Werten steht. Damit kann man sich in Teufels Küche bringen, sich als Spielball der Umwelt erleben, den Eindruck gewinnen, sich zunehmend zu verlieren. Wer so das Leben gestaltet, sagt zum Beispiel: Ich mache mich zu wenig gerade.

Da kann es manchmal helfen, genau das über längere Zeit zu praktizieren: Sich gerade machen. Den Leib aufzurichten, hebt den Blick. Da ist es manchmal überraschend, was es da zu sehen gibt! Zum Beispiel sieht A, dass B im Grunde recht gut einmal selbst anpacken könnte und nicht auf As Hilfe angewiesen ist. Dass A schon zu oft den eigenen Krimskrams nicht erledigt hat, weil B so interessante Methoden hat, seinen Krimskrams als dringlicher als den anderer darzustellen. Wohlan B, dann mach hinne, du kannst es! Mach es selbst! So könnte A sagen, wenn A freudig und mutig sich erst körperlich und dann auch geistig im Sich-Gerade-Machen übte. Dieses Angebot könnte A doch annehmen, oder?

Wenn das allein nicht so recht klappen will, sind Sätze manchmal hilfreich: B möchte, dass ich seinen Karren aus seinem Dreck ziehe. Hm, das habe ich nach meinem Geschmack schon zu häufig getan. Ich muss es nicht tun. Ich möchte lieber nicht. Keine Ausrede nötig! Diesmal möchte ich lieber nicht. Mach selber, B!

Zu schwierig? Dann könnte der Weg über die Frage gehen: Sag mal A, wozu machst du das? Wozu gibst du immer wieder nach? Geh mal in dich und prüfe: Willst du gemocht werden? Das ist ja verständlich! Willst du in jedem Fall den Preis bezahlen? Nicht immer? Na dann – siehe oben!

Klingt zu einfach? Nein, einfach ist es nicht, aber machbar. Für sich selbst einzustehen, kann damit beginnen, genau hinzuschauen, wo und wozu genau habe ich heute wieder nachgegeben, obgleich ich mir den Tag, die Stunde, den Moment anders vorgestellt hatte.
Habe alles stehen und liegen gelassen und die Angelegenheiten von B wichtiger genommen als meine. Nicht gut, ist zu oft so. Und vor allem: Die Gründe liegen im Gemocht-Werden-Wollen. Weiter geht’s mit Fragen: Wozu? Wozu immer gemocht werden wollen? Ich muss das so nicht tun. Ich kann mal ausprobieren, ob mir der Himmel auf den Kopf fällt, wenn ich tue, was ich gerade lieber tun will – nämlich mich um mich selbst zu kümmern.

Na, da sind jetzt einige innere Bilder für eine selbstgestaltete kleine Trance-Arbeit aufgetaucht. Sich vorzustellen, da läge ein Karren im Dreck, und man ginge vorbei. Und der Himmel bliebe an seinem Platz. Und man ließe Teufels Küche links liegen und ginge seiner Wege. Und irgendein B wolle eine*n einfangen und zum Spielball machen und man streckte sich zu voller Größe und sagte einfach „Nein“. Und dann ginge man seiner Wege und entdeckte, dass es etwas weniger kuschelig wird, so ohne die Vorstellung: „Wenn ich lieb bin, werde ich gemocht.“ Und da fänden sich neue Erfahrungen: Ein frischer Wind umwehte die Nase, die Luft würde klarer, der Blick weiter und man sähe….
das, was jetzt auftauchte…. interessant!

Ich habe mich gefunden? Womöglich!

Wenn es passt, verweile, verweilen Sie hier ein wenig, vielleicht hörst Du, hören Sie hier auch auf zu lesen.

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So, und nun mal die andere Seite: D möchte nicht gestört werden. D möchte unter allen Umständen so den Tag, die Stunde, den Moment gestalten, wie D sich das vorgestellt hat.
D gibt da selten nach und kann außerordentlich grantig werden, wenn E darauf besteht, dass jetzt etwas anderes dran wäre. Kinder und sehr betagte Menschen können da eine ganz schöne Herausforderung sein!
Manchmal auch die Vertreter der Ordnungsmacht: Nein, Sie können jetzt hier nicht durchfahren, Sie müssen einen Umweg nehmen! D will die Gründe nicht hören, sie/er will hier jetzt ihren/seinen Plänen folgen, na, wenn das mal gut geht! Auch D zahlt Preise:
Der Gegenwind kann heftig sein! Am schlimmsten findet D, dass ein inneres Empfinden von Verhärtung entstanden ist. Nach außen scheint es immer nötiger, die Grenzen zu verteidigen. Die Welt scheint sich aufdrängen zu wollen mit ihren Erfordernissen und D bekommt Angst, nicht zu ihrem/seinem Recht zu kommen.

Hm, ein harter Brocken! Welche Körperhaltung könnte D helfen? Vielleicht wäre mehr Beweglichkeit gut, heimlich, es sieht ja keiner, alberne Hopser machen? Mal die Arme hochwerfen und schwingen lassen, beim Drehen um die eigene Achse?
Da gäbe es Überraschendes zu sehen: Die Welt da draußen bleibt draußen, sie dringt nicht in D ein. D kann Berührung ausprobieren und feststellen: Das Außen bleibt außen, D bleibt bei sich, auch wenn D probiert, etwas ganz anderes zu tun, als D ursprünglich geplant hatte.

D kann sich fragen, wovor sie/er sich fürchtet. Wie realistisch ist es, dass das Befürchtete eintritt? Wie logisch? Ist das immer so? Tut es mir gut, so starr an meinem Plan festzuhalten und damit meine Befürchtungen immer wieder neu zu füttern? Nein? Was wäre anders, wenn ich einmal nachgäbe – und nochmal, was wäre dafür der Preis?
Würde für D alles etwas unübersichtlicher, wenn D den Ansinnen von E oder F häufiger nachgäbe? Ja? Und wäre das schlimm? Könnte D das ausprobieren und schauen, ob D daran Gefallen fände? Was wäre der mögliche Gewinn? Mehr Weichheit in sich spüren? Mehr Verbundenheit? Dann mal wieder „Nein“ zu sagen, geht ja immer.

Die Luft könnte wärmer werden auf diesem Weg, die Sonne könnte häufiger die Wolkendecke durchbrechen, es könnte aber auch mal stürmisch werden. Ist das immer schlecht? Es ist das Leben!

D könnte sich eine kleine Trance basteln und dabei genießen, dass sie/er das ja selber tut. D folgt hier einfach neuen eigenen Plänen. D beginnt in ihrer/seiner Trance vielleicht damit, aufzuräumen:

D öffnete einige Schachteln, Dosen und Tüten und schaute, ob dies noch gebraucht wird, ob jenes das Verfallsdatum überschritten hat, ob etwas die Sicht versperrt, ob sich da neue Räume auftun, wenn dies und jenes weggeworfen wird, Platz geschaffen wird für Neues. Mal ausputzen. Nur weil es da schon seit Jahren herumliegt, muss es nicht bleiben.

Aber sieh da, D findet in der hintersten Ecke etwas, was D längst vergessen hatte: Da liegt Ds Freundlichkeit. Welche Farbe hat sie? Welche Form? Wie ist das Material? Will D sie mal anfassen? Die Temperatur erkunden? Macht sie Geräusche? Hat sie einen Duft? Was will D damit anfangen?
Der Anfang ist längst gemacht!

Eine gute Woche!