Wozu ist die Klangwoge gut? Eine Antwort und eine Übung

Zum Beispiel hilft sie bei der Ressourcenfindung. Also bei dem, was Körper und Geist stärkt und unterstützt. Das, wobei wir uns auf uns verlassen können, was wir an uns mögen und schätzen.

Zu Beginn einer Therapie oder Beratung fällt es den meisten, die zu mir kommen, schwer, sich ihrer eigenen Ressourcen bewusst zu sein. Manche sagten sogar, so etwas hätten sie gar nicht.
Einfacher ist es oft, äußere Hilfen zu herauszufinden, Aktivitäten oder auch Genüsse, die gut tun und die dafür nützlich sein könnten, die eigenen Ziele zu erreichen und sich wieder wohler in der eigenen Haut zu fühlen.

Allein – das Wissen darum genügt oftmals nicht, diese Hilfen auch für sich zu nutzen. Wann war der letzte Spaziergang, das letzte genüssliche Bad oder der letzte Besuch einer Sauna? Haben wir, als der Impuls, zum Sport zu gehen oder zum Yoga, diesem „nachgegeben“, oder war wieder irgendwas anderes wichtiger?
Wieviel können wir uns gönnen, wenn es doch so viel zu tun gibt?

Und wie oft haben wir stattdessen lieber Ablenkung gesucht, wenn wir erschöpft waren?

Die Liege hilft, den Körper auf angenehme Weise zu spüren, wir schweben auf leichten Vibrationen mit der Musik und können eine Reise durch unseren Körper unternehmen. Wir bemerken: Es gibt diese Stellen, die fühlen sich gut an! Wir hatten seit Tagen vielleicht nur noch den verspannten Nacken im Bewusstsein.

Wir bemerken, es gibt da auch Stellen, die schreien Alarm, sie benötigen mehr Beachtung. Das Knie sagt, hey, du könntest freundlicher mit mir umgehen! Mach das nächste Mal öfter Pause bei der Gartenarbeit! Die Narben des Lebens sagen, hey du könntest mich mal weniger ignorieren, eine Ölmassage ist gut für Dich und für mich, diesen verdrängten Teil von Dir! Der Bauch könnte sagen: Hier so entspannt zu liegen, das tut mir wohl! Das Herz könnte sagen, hey lass mich auch mal wehmütig sein, es gehört doch zum Leben dazu!

Und wenn wir so merken, wie es ist, den ganzen Körper in dieser Weise zu bewohnen, uns selbst zu bewohnen, dann können wir uns auch hineinträumen in die Dinge, die wir vergessen hatten: Mal wieder einen Besuch machen oder einladen, wie wäre das? Ein Bild malen, ein Konzert hören, Tagebuch schreiben… Was brauche ich aktuell gerade? Wie kann ich es mir verschaffen?

Was kann ich doch alles, bei allem, was vielleicht zurzeit schwerfällt! Mein Kopf zum Beispiel hat dafür gesorgt, dass meine Beine mich hierher getragen haben, wo ich Veränderung finden kann, hin zu dem gewünschten Erleben, zu Lebendigkeit, zu Präsenz im Hier und Jetzt.

Wir können erkennen: Das Ergebnis unserer Ressourcenfindung ist gar nicht so mager, wie wir es uns weismachen wollten. Vielleicht braucht es Zeit, das alles wieder zu leben, was in uns steckt und wovon wir dachten, wir hätten es verloren.

Das soll die Liege machen? Nein, das wäre ja Mumpitz zu behaupten! Sie ist nur ein Ort, wo solches leichter passieren kann als an einem Ort, an dem wir für gewöhnlich arbeiten, fernsehen, ein Bier trinken oder auf den Laptop starren.
Auch bei mir in der Praxis mag es einen Unterschied machen, ob Sie mit dem verspanntem Rücken, der Sie seit Tagen quält, mir gegenüber sitzen, angestrengt, bemüht um die „richtige“ Antwort, oder ob Sie sich entspannt hinlegen und bemerken, es geht nicht um Richtig oder Falsch, es geht ums Hin-Spüren.
Ein Unterschied, ob Du mir mit Deiner verborgenen Scham gegenüber sitzt, die Dich ebenso quält und die ich nicht gleich sehen soll – oder ob Du, ganz bei Dir, bequem liegst, sanft schwebend den Blick schweifen lässt und dann die Augen schließt.

Manche meiner therapeutischen Vorschläge werde ich nicht machen, so lange Sie sich Ihrer Ressourcen nicht bewusst sind, solange Du Dir deiner Ressourcen nicht bewusst bist und solange sie nicht gesichert zur Verfügung stehen. Du brauchst die stärkenden inneren Bilder, zum Beispiel die eines inneren sicheren Ortes! Das gilt vor allem für EMDR, aber nicht nur. Es ist eine ganz andere Geschichte, sich schlimmen Erinnerungen oder auch Befürchtungen zu stellen, wenn wir um diese unterstützenden Bilder wissen, als wenn wir uns dem Beängstigenden ungeschützt aussetzen.

Es geschieht eine Musterunterbrechung, wenn wir auf der Liege den Körper wahrnehmen und ihm Zuwendung geben durch Achtsames Hin-Spüren und dem Atem folgen.

Manche Menschen haben es schwer, im Gespräch auf Fragen zu ihrem Befinden zu antworten, so Aug in Aug mit der fragenden Person. Schwupp, Blockade, ich kann gar nicht antworten! Es soll schon vorgekommen sein, dass jemand gar nicht sprechen mochte. Es könnte dieser Person geholfen haben, in angenehmer Position achtsam zunächst auf sich zu schauen, bevor sie in Erzählen kommt.

Es lohnt sich, es auszuprobieren!

Aber da wahrscheinlich gerade keine Klangwoge dort ist, wo Sie sind, wo Du bist, soll es doch zumindest eine kleine Übung geben:
Dem Körper zuhören als Hilfe zur Selbstregulation (erstmal aufmerksam lesen, dann ausführen, wird nicht alles gleich erinnert während der Übung, macht das nichts, es gibt ja ein weiteres Mal!)

  1. Im Sitzen, Liegen oder Stehen (letzteres ist nur kurz möglich) spüren aller Teile, die Kontakt mit der Unterlage oder dem Boden haben. Das eigene Gewicht wahrnehmen. Freundlich, so ist es.
  2. Dem Atem freundlich folgen.
  3. Den Körper scannen, von unten nach oben oder von oben nach unten, ganz nach Geschmack, ohne Bewertung, nur wahrnehmen. Temperaturunterschiede? Unterschiedliche Anspannung? Nur wahrnehmen.
  4. Umfahren der gesamten Außenhaut mit der Aufmerksamkeit. Ein Bild des eigenen Umrisses entstehen lassen, alles ist in Ordnung, was auftaucht.
  5. Nach innen wandern, als könnten die tief in den Augenhöhlen liegenden Augäpfel nach innen schauen. Wo erwacht die Aufmerksamkeit? Verweilen, Unterschiede bemerken, weiterwandern.
  6. Taucht ein Gefühl auf, es ist in Ordnung, es darf sein.
  7. Taucht ein Gedanke auf, es ist in Ordnung, er darf sein.
  8. Vergewisserung: Ich bin mehr als dieser Gedanke. Ich bin mehr als dieses Gefühl. Da ist ganz viel von „noch mehr“ in mir!
  9. Begrüßung dieser Erkenntnis, Würdigung dieser kleinen Reise.
  10. Dem Atem folgend langsam die Umwelt wieder wahrnehmen, auftauchen.
  11. Womöglich Erfrischung spüren.

Eine gute Woche!