Frühe Reflexe integrieren

Neigung zu Angst, Empfindlichkeit bei Berührung, Lärm oder Licht, Gleichgewichtsprobleme, Konzentrationsprobleme, Fluchtimpulse, Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen, Nähe als unangenehm empfinden…. Symptome, die unser Leben erschweren und deren Kompensation im Alltag viel Energie verzehrt: Eine (!) mögliche Ursache kann in nicht gehemmten frühkindlichen Reflexen liegen. Später erkläre ich, worum es dabei geht. Zuvor ein möglicher Ablauf einer Therapie:

Ja, wir erforschen die Lebensgeschichte und durch die Fragen der Anamnese und vor allem die Antworten der Hilfesuchenden kommt schon einiges in einen verstehbaren Zusammenhang mit den Problemen im Jetzt. Ein neuer, klarerer Blick, manch ein “AHA!” entwickelt sich.
Wir sehen, wir können unsere Lebensereignisse anders bewerten und bearbeiten, als wir dies zu Zeiten taten, als wir dafür noch nicht die Kompetenzen hatten. Wir entdecken, dass wir uns von sogenannten Glaubenssätzen befreien können, die wir aus unserer Kindheit und Jugend noch mit uns herumschleppen. Wir erkennen, dass wir unsere Leben in die eigene Verantwortung nehmen können. All das ist so gut und wahr!

Wir erleben unsere Selbstwirksamkeit und sehen, dass es sehr wohl Alternativen gibt zum Bisherigen und dass wir die Ressourcen besitzen, die zum Lernen neuer Denkweisen nötig sind. Unsere Gefühlsverwirrung entwirrt sich, es geht uns besser.

Wir nehmen den Körper und sein Wissen hinzu und finden Wege, Blockaden zu erspüren und auch dort Alternativen zu finden, um zum Beispiel scheinbar unerklärbare Schmerzen hinter uns zu lassen. Wir erleben eine gesteigerte Lebendigkeit und Kraft.

Wir merken, wir verhalten uns anders, dies verändert so einiges in unserem Umfeld. Manches mag zunächst schwierig sein, vielleicht kommt ein Partner, die Mutter oder das Team auf der Arbeit nicht so problemlos mit bei unseren Veränderungen. Neue Konflikte können entstehen. Wir sehen uns jedoch nicht mehr als Spielball der Verhältnisse und wollen nicht mehr ungeprüft alles übernehmen, was von außen kommt.

Vieles kommt in Fluss und es geht uns besser. Wir können uns Pausen gönnen. Wir lachen freier. Wir entdecken unsere Kreativität neu. Wir freuen uns über unsere Fortschritte. Toll!

Möglicherweise bleiben scheinbar unerklärliche Reste. Warum immer noch diese Höhenangst? Warum immer noch diese Schreckhaftigkeit? Jahrelang Yoga und immer noch Gleichgewichtsprobleme? Immer wieder Verspannungen im Kiefergelenk, im Nacken? Wir zweifeln an uns, bei all den schönen neuen Ressourcen, die wir uns erarbeitet haben.

Hier kommen vorgeburtliche und frühkindliche Reflexe ins Spiel. Diese haben einmal wichtige Aufgaben zu erledigen gehabt. Sie haben unser Überleben im Leib der Mutter unterstützt, den Geburtsvorrgang, den ersten Schrei, das Erobern der Welt mit allen Sinnen, dem Krabbeln, dem aufrechten Gang. Jeder Reflex hatte seine Aufgaben. Im günstigen Fall wurde er gehemmt und verlor seine Wirksamkeit, wenn er seinen Job gemacht hatte und die frühkindliche Entwicklung weiter ging. Wenn zunehmend die reflexartigen Bewegungen von den willkürlichen Bewegungen abgelöst werden, übernehmen die höheren Hirnfunktionen. Manche Reflexe beleiben ein Leben lang sinnvollerweise erhalten, der Lidschlag, das Atmen, das Schlucken – andere behindern eine günstige Entwicklung und können bis ins Erwachsensein stören.

Symptome wie Gleichgewichtsprobleme können unterschiedliche Ursachen haben, mangelnde Reflexintergration ist eine der möglichen Ursachen. Das Gleiche gilt bei Unwohlsein bei Augenkontakt. Erscheinungen, die uns den Eindruck vermitteln, hier seien wir nicht so ok wie wir sein könnten, diese Schreckhaftigkeit, ein Geräusch in der Nacht und wir schreien innerlich Alarm – eine Ursache kann mangelnde Reflexintegration sein.

Ob es so ist, lässt sich testen. Wenn es so ist, helfen konsequent ausgeführte Übungen. Sie ermöglichen dem Gehirn eine Nachreifung durch Bewegungstraining. Eine Trainerin für Reflexintegration unterstützt bei der Hemmung der Reflexe, wodurch deren Ablösung durch höhere Funktionen des Gehirns ermöglicht wird. Das tut sie durch die Erfahrung isometrischen Drucks, abgestimmt auf die betroffenen Reflexe, den der betroffene Mensch selbst ausübt.

Das Leben kann freier gelebt werden, der Körper mehr Beweglichkeit und Sicherheit erleben und die Psyche sich beruhigen. Augenkontakt kann wohltuend empfunden werden, Lärm mit mehr Gelassenheit zur Kenntnis genommen werden, Ängste können abgebaut werden.

Um meine Kompetenzen um diesen Baustein zu erweitern, habe ich RIT, Reflexintegration gelernt, und zwar das für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche wichtige erste Modul dieser Ausbildung und freue mich auf alle, die da mal neugierig sein wollen und mich kontaktieren mögen!

Eine schöne Woche!