Alle Beiträge von ulroder_am

Über ulroder_am

Sonderpädagogin und Heilpraktikerin, beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie, Hamburg und Ammersbek

In diesen seltsamen Zeiten: Ein WIR zu bewirken…

…. kann auch online klappen. Als ich noch ganz schön jung war, musste ich zur Telefonzelle, um mich mit Freundinnen in den anderen Stadtteilen zu verabreden. Das eigene Telefon war schon ein Fortschritt. Und es war immer noch eine Angelegenheit von Planung, sich zu treffen.

Heute, mit dem Handy in der Hand, das ist schon was ganz anderes. Schnell mal auf‘n Kaffee, bin grad in der Nähe? Tja, und nun die Pandemie. Einschränkungen.

Twitter, Facebook und wie sie alle heißen, man „sieht sich“, liked mal und winkt sich damit zu – ist ja o.k. soweit, ein Ersatz ist es nicht.

Mit Zoom und dergleichen aber freunde ich mich zunehmend an. Je mehr Menschen es in ihr Kommunikationsrepertoire aufnehmen, desto besser klappt es. Wenn ich mich so im Sessel fläze, die Teetasse daneben und ein Schwätzchen halte, seh‘ Dich, seh‘ Euch – ist doch gemütlich!

Nach einer Tagung mit über 300 Leuten per Zoom – mir fast alle unbekannt – hatte ich schon bald ein vertrautes Empfinden. Die waren mal in meinem Wohnzimmer und mal in meinem Arbeitszimmer mit dabei und ich hab sie in ihren Räumen gesehen und gehört. Wir haben zusammen gelernt und gelacht und geatmet und getanzt, war super!

Ein paar neue Ideen tauchen in meinem Kopf auf (zu mehreren zoomen oder auf ähnlichen Plattformen):

  • Disco. Lieblingsmusik, reihum oder eigene Playlists teilen, Kamera und Mikro laufen mit, juhuuu, wir hopsen und schlackern, dass die Bude wackelt.
  • Spielen. Eine Geschichte gemeinsam erzählen, jemand sagt Stopp und führt die Story auf ihre / seine Weise fort, da kommt schon das nächste Stopp, usw. Oder beim Erzählen wird gewürfelt, wer eine sechs hat, ist dran, viele Variationen sind denkbar.
  • Singen. Lieblingslieder gemeinsam singen, Texte lassen sich per Bildschirm teilen. Ein Kanon – sooo lang nicht gesungen! Solche Texte sind kurz.
  • Bewegung. Wer hat eine gute Übung kennengelernt, im Yoga, im Feldenkrais oder einfach in der Gymnastik, und alle machen’s nach.
  • Vorlesen am Abend. Das muss ich nicht erklären.
  • Eine Schachpartie zu zweit? Kein Problem, auf jeder Seite des Bildschirms ein Brett und los!
  • Lachyoga. Ja, lach nur, davon erzähl ich etwas mehr. Alle stehen bequem, Hände auf den Bauch, da lachen schon die ersten! Wir gucken auf unsere Bäuche und los geht’s.
    Der Auftrag lautet: Wenn Du noch nicht lachen kannst, dann tu so, als ob, bis Du lachst!
    Corona, uns fällt die Decke auf den Kopf? Wir strecken uns zur Decke, die Handflächen nach oben, und drücken unsere Decken nach oben und lachen, lachen… Wir verankern gemeinsam, indem wir in die Hände klatschen, Ha-Ha-Ha! 3x. Und rufen uns ein „Sehr gut!“ zu.
    Das Zimmer ist zu eng? Wir strecken uns seitwärts aus und schieben die Wände auseinander, wir lachen. Und verankern.
    Wir hören uns, wir sehen uns, das hilft!
    Der Tag ist noch hell, wir haben Fenster? Wir dehnen und drehen Kopf und Rumpf zum Fenster und zurück und lachen, lachen und verankern gemeinsam.
    Eine ungeliebte Tätigkeit pantomimisch darstellen, dabei lachen. Die andern raten. Lachen.
    Eine geliebte Tätigkeit ebenso.
    Am Ende werfen wir uns in die Sessel und grinsen uns nochmal zu. Und was auch immer noch passiert.

Eine gute Woche!

Wie Muster entstehen und wieder vergehen können

Die Integrative Kognitive Verhaltenstherapie, mit der ich überwiegend arbeite, beschäftigt sich mit belastendem Gefühlserleben im Hier und Jetzt und den Zielen und Wegen der Veränderung in der Zukunft. Die Besprechung der bisherigen Lebensgeschichte findet dabei durchaus auch ihren Platz, der Hauptaugenmerk der gemeinsamen Arbeit liegt jedoch nicht darauf.
Viele Klient:innen finden das erleichternd. Sie haben teilweise verstörende Erfahrungen hinter sich, bei denen sie sich unter anderem ungeschützt ihren Erinnerungen ausgesetzt fühlten. Manche befürchten aus verschiedenen Gründen, dass dies passieren könnte.

Ein Beispiel für die Arbeit im Hier und Jetzt: Eine Person leidet unter häufigen Schamgefühlen, ihr ist vieles peinlich, sie neigt zum Rückzug und hat es schwer, sich in Gemeinschaften wohl zu fühlen. In den therapeutischen Gesprächen wird diese Person vielleicht schildern, dass sie vieles vermeidet, nämlich Situationen, Personen oder Anforderungen, von denen sie glaubt, nicht zu genügen und sich zu blamieren. So kommt zur Scham die Angst vor der möglichen Blamage und es wird immer schwieriger, die angesprochenen Situationen zu meistern.
Die kognitive Verhaltenstherapie bietet hier ein sehr hilfreiches Instrumentarium, um dieses Dilemma aufzulösen. Die betreffende Person kann lernen, sich selbst zu akzeptieren, auszuhalten, dass sie Fehler macht und sogar, dass andere sie dafür belächeln – nicht etwa durch Gewöhnung und das Ausbilden einer dicken Haut, sondern durch die Entwicklung eines realistische Selbstbildes und dem Abschied von einem selbstschädigenden Selbstwertkonzept: „Ja, es ist ok, etwas nicht hinzukriegen, und die Kritik oder gar Ablehnung durch andere mindert meinen persönlichen Wert nicht!“
Dies zu lernen, braucht in der Regel seine Zeit und einiges an Bereitschaft, sich zu beobachten, ehrlich mit sich zu sein und neue Gedanken und Konzepte einzuüben. Dann funktioniert es häufig gut mit der Veränderung und dem Erlangen verbesserter Lebenszufriedenheit. Unterstützend können Entspannungsübungen und viele kleine Tipps und Tools für den Alltag wirken.

Manchmal knirscht es allerdings bei diesem Prozess, jemand tritt bei allem Bemühen auf der Stelle. Dann ist es nötig, die Instrumente der Kognitiven Verhaltenstherapie zu ergänzen und andere Methoden und Herangehensweisen zu integrieren. Dies können bewusste und gelenkte Körpererfahrungen sein, Trancen und verschiedene Wege, das Unbewusste mit dazu zu laden und in tiefere innere Prozesse einzusteigen – zum Beispiel mit Hilfe geeigneter Bilder.

Warum ist das so?

Die frühen Erfahrungen der Klienten können so mächtig wirksam sein, bis hinein ins Hier und Jetzt, dass die Klient:innen sich als blockiert erleben und Frustration empfinden. Oftmals ist die Verbindung vom Jetzt zum Früher vernebelt, verborgen und nicht ohne Weiteres zugänglich.

Zum Beispiel erweisen sich Kindheitserfahrungen, in denen die grundlegenden Bedürfnisse nicht genügend erfüllt wurden, häufig als hindernde Stolpersteine auf dem Weg in die gewünschte Veränderung.

Ein auf Grundlage dieser Mangelerfahrung heranwachsender Mensch bildet Verhaltensweisen, Sichtweisen, Erlebensweisen heraus, die ihm zunächst sinnvoll scheinen. Wir alle haben im Kindesalter noch recht eigeschränkte Möglichkeiten, unsere Erfahrungen zu betrachten, und unser Repertoire zu reagieren wird sich erst Schritt für Schritt herausbilden. Im Heranwachsen bilden sich dabei im ungünstigen Fall eher starre, einengende Muster. Muster, die letztlich selbstschädigend wirken, bedürfen der Korrektur. Und solche, die aus der mangelhaften Bedürfniserfüllung heraus gebildet wurden, sollten mittels der Erkenntnis ebendieses Prozesses durch angemessene Muster ersetzt werden, damit es den Klient:innen besser geht.

Wurde zum Beispiel das Bedürfnis nach Bindung verletzt, kann die Reaktion sein, dass ein Mensch sich ängstigt, immer wieder verlassen und enttäuscht zu werden. Diese kann er versuchen zu bändigen, indem er versucht, für andere wichtig zu werden. Eine der Möglichkeiten ist es, sich aufzuopfern, Besonderes zu leisten, souverän und selbstbewusst zu wirken.
Von anderen abgelehnt zu werden, wenn man dabei Fehler macht, sich gar blamiert, kann dann  Panik auslösen. Dann geht es nicht allein darum, in seinem Selbstwert eine Schädigung zu erleben, sondern auch um die große Angst, Bindung erneut zu verlieren oder gar nicht erst zu erlangen.
Die wiederholte Verletzung des Bedürfnisses nach Bindung kann zu Depression, Angsterleben, Rückzugsverhalten, Aggression oder Sucht führen.

Durch das Herstellen von biografischen Bezügen zu den aktuellen Problemen und mittels der Orientierung an emotionalen Grundbedürfnissen werden die Muster des Erlebens und Handelns auf den Prüfstand gestellt.
Interventionen, die frühere Erlebnisse aktivieren und neu erfahrbar machen, können die klassische kognitive verhaltenstherapeutische Arbeit wesentlich bereichern und ergänzen, Blockaden können sich damit lösen. Wenn dies gut eingebettet ist in vertrauensvolles Miteinander in der Therapie und auch verabredet wurde, wie etwaige Überflutung rechtzeitig bemerkt und gestoppt werden kann, können Klient:innen meist Ja dazu sagen.

Wir klären die Fragen: Welche emotionalen Grundbedürfnisse wurden in der frühen Biographie von bedeutsamen Bezugspersonen unangemessen oder unzulänglich erfüllt, welche emotionalen Grundbedürfnisse wurden von bedeutsamen Bezugspersonen angemessen unterstützt, welche Schemata oder Muster bildeten sich heraus und haben sich im Erwachsenen verfestigt? Welche Auswirkungen hat dies auf das Erleben, die Wahrnehmung, die Reaktionsweisen heute?
Aus der erwachsenen Sicht wird die Vergangenheit bereist und es wird erforscht und benannt, was das Kind gebraucht hätte, um zu einer positiven Erwartungshaltung, zu Selbstbewusstsein und Regulationsfähigkeit zu gelangen.

Szenen der Kindheit können nunmehr neu erlebt werden. Es können positive Bilder eingebaut, Szenen verändert werden, das Erwachsenen-Ich kann in die Szene eintreten und das Kind von damals schützen und bestärken. Manchmal wünschen sich Klient:innen eine Begleitung durch innere Helfer:innen, sie entdecken, dass Menschen aus dem heutigen Umfeld imaginativ mitgenommen werden können, die sie innerlich an der Hand halten. Trost kann in die Vergangenheit gesendet werden und Unterstützung, selbstschädigende Muster werden entmachtet und neue entwickelt.

Durch welche Methodik dies jeweils geschieht, wird von der persönlichen Geschichte der Hilfesuchenden abhängen, von ihren Ressourcen und Zielen. Rollenspiele, Stühle-Dialoge, Imaginationen, EMDR… Entscheidend ist die Herangehensweise: Wenn die Arbeit im Hier und Jetzt in Kontakt kommt mit frühem Erleben, werden aus Stolpersteinen womöglich Meilensteine!

Wie das?

Eine neue Brille aufzusetzen, einen neuen Scheinwerfer zu richten, sich der Ressourcen bewusst zu sein und sie zu aktivieren, die Filter der Wahrnehmung und Interpretation der Welt zu verändern, das ist möglich!

Neue Kognitionen treten dann allmählich an die Stelle von alten:

  • Statt „Ich werde bestimmt wieder von Menschen verlassen, die mir wichtig sind!“ oder „Ich bleibe wohl immer allein!“
    Künftig: „Ich habe Menschen um mich, die loyal zu mir stehen“, „Wenn es sein muss, komme ich eine Weile auch allein zurecht und kann mir neue Beziehungen aufbauen“, „Ich muss mich nicht an andere klammern, damit ich nicht verlassen werde!“
  • Statt „Nähe ist gefährlich!“ oder „Meine Grenzen werden nicht respektiert!“
    Künftig: „Ich vertraue darauf, dass andere mich fair behandeln“, „In meinen Beziehungen fühle ich mich meistens sehr sicher“, „Niemand wird mich absichtlich verletzen!“
  • Statt „Niemand kümmert sich um mich!“ oder „Niemand hört mir zu!“
    Künftig: „Ich werde wahrgenommen und bekomme Unterstützung, wenn ich sie brauche oder darum bitte“, „Meistens ist der Umgang mit mir wertschätzend!“
  • Statt „Ich gehöre nicht dazu!“ oder „Ich bin anders!“
    Künftig: „Ich werde in meinem Umfeld von Menschen akzeptiert“, „Ich bin anderen wichtig“, „Wenn ich mich integrieren möchte, gelingt es mir häufig“, „Ich gehöre dazu, so wie ich bin!“
  • Statt „Ich bin peinlich“, „Ich erfülle die Erwartungen nicht“, „Kritik ist für mich beschämend!“ oder „Wenn die merken, wie ich wirklich bin, werde ich verlassen oder ausgestoßen!“
    Künftig: „Mit all meinen Schwächen und Fehlern bin ich liebenswert“, „Ich muss nicht perfekt sein“, „Auch wenn ich mich öffne und zeige, wie ich bin, kann ich auf Aufmerksamkeit und Zuwendung vertrauen!“

Eine gute Woche!

Diagnosen

Ich erhalte relativ häufig Anrufe, in denen ein kassenfinanzierter Therapieplatz angefragt wird. Diesen kann ich leider nicht anbieten, da die gesetzlichen Kassen uns Heilpraktiker*innen für Psychotherapie nicht bezahlen. Aber das ist heute nicht mein Thema.

Was mich beschäftigt: Nicht wenige Menschen rufen an mit einer fertigen Diagnose für ihre Symptomatik. Wenn ich zunächst darüber informiert habe, dass ich nicht über die Kasse abrechnen kann, aber feststelle, dass der anrufende Mensch den Wunsch hat, über seine Problematik wenigstens angehört zu werden, dann frage ich: Wer hat denn diese Diagnose gestellt?

Nicht selten sind es Eigendiagnosen, erstellt mithilfe von befreundeten Personen, die vielleicht Psychologie studiert haben, mithilfe der sozialen Medien, mit den Informationen in Blogs und aus Ärzteseiten im Internet.

Manchmal war es auch der Hausarzt.

Mich irritiert das. Diese Anrufer*innen schreiben für sich etwas fest, identifizieren sich mit dem Namen für eine „Störung“, häufig ohne dass diese in einem sorgfältigen Verfahren ermittelt wurde. Es scheint in einigen Fällen beinahe so etwas wie einen beruhigenden Effekt zu haben, dem Kind einen Namen gegeben zu haben. Manche glauben vielleicht auch, dass die Nennung einer Diagnose ihre Aussicht auf einen Therapieplatz erhöht. Beispiele:

Ich habe ADHS.

Ich habe eine Persönlichkeitsstörung. (!)

Ich habe eine Angststörung.

Ich habe eine Depression.

Manchmal sage ich dann, dass so eine Benennung meiner Meinung nach nicht immer hilfreich ist. Dass es wahrscheinlich für bei der Suche nach einem Therapieplatz mehr nützt, wenn jemand stattdessen die Symptome beschreiben kann, auch die Situationen, in denen sie auftreten.

Symptome weisen auf etwas in unserem Organismus hin, das aus der Balance ist. Es entsteht etwas, worunter wir leiden, wovon wir uns belastet fühlen. Und sie weisen den Weg zu Veränderungen.

Wir müssen uns nicht darüber definieren, wie unsere Symptome in Manualen wie der ICD-10 zu einem „Störungsbild“ zusammengefasst und benannt werden. Wie brauchen es nicht dafür, dass wir Veränderungen einleiten und nach Hilfe suchen. Wir sind nicht unsere Symptome, wir sind mehr als das. Wir haben auch die Kräfte, die nach Veränderung streben.

Viele Menschen haben im Lauf ihres Lebens psychische Schwierigkeiten, die sie so nicht länger erleben wollen. Veränderung ist nicht immer einfach, aber grundsätzlich machbar. Therapie kann helfen. Die Diagnose innerhalb einer Therapie ist bereits Teil eines gemeinsamen Weges. Sie sollte aus deutlich mehr als aus einem Etikett wie z. B. „Angststörung“ bestehen.

Die Benennung einer „Störung“ kann sich als schlimmstenfalls als Hindernis erweisen: Ich habe Berichte von Klient*innen, dass es bei ihnen Verzweiflung oder Abwehr ausgelöst hat und zum Abbruch der Therapie bei dem betreffenden Arzt oder Therapeuten führte.

Mit Diagnosen sei behutsam umgegangen! Sogenannte Störungen müssen nur für die Krankenkasse mit Namen und Nummer versehen werden – wegen der Abrechnung der Kosten.

In einer Therapie schaut man günstigenfalls gemeinsam genauer hin. Jeder Mensch ist einzigartig!

Wie nun könnten wir uns stattdessen gegenseitig mitteilen, wovon wir uns im Leben belastet fühlen und worunter wir leiden? Vielleicht so oder so ähnlich:

Ich kann schwer bei einer Sache bleiben. Am schlimmsten ist es …. Häufig geht es mir so, wenn ….

Ich weiß mich in der Gesellschaft von Fremden nicht zu verhalten. Das hat schon häufig zu Problemen geführt: ….

Ich vermeide sehr vieles, bei dem ich mich nicht 100%ig sicher fühle. Zum Beispiel: ….

Nachts schrecke ich hoch und kann lange nicht einschlafen. Das geht so seit …

Ich komme selten in einen vertrauensvollen Kontakt. Ich wünsche es mir, aber …

Ich bin oft traurig, ohne zu wissen warum. Ich möchte es wissen!

Ich kann mich schwer entspannen. Wie kann ich das lernen?

Ich weiß nicht, wie ich auf andere zugehen kann. Was kann ich da ändern?

Ich habe es schwer, meine Gefühle zu zeigen. Das macht mir Probleme bei…

Ich ecke immer wieder an. Das finde ich ….

Ich fürchte die Ablehnung anderer. Muss das so sein oder gibt es Lösungen?

Ich muss bei Hunden die Straße wechseln. Das und das habe ich schon probiert, aber…

Ich sorge mich so viel um alles Mögliche. Das führt zu keinen guten Ergebnissen, denn …

Ich empfinde manchmal Angst zu sterben und erlebe Panik. Das soll aufhören, denn …

Ich wache nachts auf und grüble. Tags bin ich dann völlig fertig. Das kann so nicht bleiben, denn…

Es ist so schwer für mich, mich zu etwas aufzuraffen. Immerhin rufe ich Sie jetzt mal an, denn …

Ich kann bestimmte Erlebnisse nicht vergessen, sie tauchen plötzlich auf, wenn…

… … … So kommen wir in Kontakt und ins Gespräch!

Und dann die Frage: Was stattdessen? Wie stelle ich mir mein Leben stattdessen vor? Was wäre anders, wenn ich diese Symptome nicht hätte?

Was habe ich bisher versucht, um das zu erreichen? Was hat funktioniert und was nicht?

Mit den Überlegungen und Ideen dazu kommen Sie schon beim ersten Telefonat womöglich in einen guten Prozess!

Eine gute Woche!

Haben Sie eine innere Stimme, die Sie kritisiert?

Neigen Sie zum Perfektionismus, damit diese Stimme nicht zu laut wird?

Strengt Sie das an und bringt Sie nicht weiter?

Wollen Sie den Ausdruck „innerer Kritiker“ für diese Stimme verwenden? (Oder Sie finden etwas anderes, das besser für Sie passt!)

Es könnte folgende kleine Übung etwas in Ihnen lockern und kleine Schritte der Veränderung möglich machen. Setzen Sie sich bequem hin, atmen Sie einige Male gut durch, geben Sie sich Zeit und Ruhe für jeden einzelnen Schritt! (Im Verlauf werde ich zum „Du“ wechseln.)

  1. Angenommen, der innere Kritiker (oder die Stimme) würde ausnahmsweise mal so von außen kommen und etwas Freundliches sagen, was wäre das?
    Sie sagen, macht er nicht? Stellen Sie sich einfach vor, es wäre so. Wie würde seine Stimme dabei klingen? Welche Gestalt hätte er, während er das tut?

  2. Gehen Sie nun nach innen, wie ist es jetzt, schauen Sie und hören Sie gut hin! Wenn Sie ihm begegnen, begrüßen Sie ihn!

  3. Wenn Sie jetzt in dem Wissen, dass Sie fest und sicher sitzen und alle Ihre Fähigkeiten bei sich und zur Verfügung haben, sich vorstellen, dass Sie ihn gut sehen: Könnten Sie zu ihm sagen „Ich nehme dich jetzt wahr“?

  4. Und wenn Sie das tun, was antwortet er? … … …

    Spüre alle Deine Fähigkeiten und was Dich an stärkenden Anteilen ausmacht und höre, was er sagt! Wenn nichts kommt, sage ihm, dass Du nichts hörst! Sagt er dann etwas?

  5. Wie möchtest Du antworten? Welchen Wunsch hast Du an ihn? Behalte das im Hinterkopf und sage ihm: „Ich habe erfahren, dass du sehr viel Kraft hast!“ Sag es höflich und respektvoll!

    Wie fühlt es sich für Dich an, ihm das zu sagen? Wie ist die Reaktion?

  6. Sag ihm: „Ich hätte dich, da du so viel Kraft hast, gern auf meiner Seite! Sogar als Freund und Unterstützer!“ Wie schaut er nun? Wie ist seine Gestalt? Genauso wie vorhin oder irgendwie anders?

  7. Was antwortet er, oder sie, die Gestalt? Etwa so etwas wie „Bin ich doch“? Oder etwas anderes? Nimm es gut wahr!

  8. Sag ihm, wo Du das wahrnehmen kannst, in welchen Situationen, und dass es gut ist, das zu wissen!

  9. Sag ihm, Du brauchst auch den gnädigen Blick! Und was immer Du Dir wünschst!

  10. Stell Dir vor, er sieht gerade, wie sehr Du arbeitest. Kann es sein, dass er es mit Dir mitempfindet? Wo spürst Du das im Körper, wenn es so ist? Unterstützte es mit deinem Atem! Ist es etwas angenehmer als vorhin?

  11. Gab es vorhin ein Missverständnis, eine falsche Deutung? Kannst Du es jetzt sehen, wie schön es sein kann, wenn man jemanden mit so viel Energie und Scharfblick auf seiner Seite hat?

  12. Und sogar, dass er so unbestechlich ist, und so genau schaut, ist das in Wahrheit gut für Dich, wenn Du ihn auf Deiner Seite weißt?

  13. Kannst Du diese Erfahrung, wenn sie gut war, in jede Körperzelle fließen lassen, transportiert durch Deine Adern und ihre feinen Verästelungen, ist da ein Kraftgewinn?

  14. Wie schaut die Gestalt jetzt? Was kann sie Dir Hilfreiches mitteilen? Kannst Du das annehmen und sogar so machen?

  15. Kannst Du ihm das sagen, wie Du das hinkriegen wirst?

  16. Hat sich die Gestalt verändert und das Bild vom Beginn ist Vergangenheit? Eins, das Du wegschieben kannst, wann immer Du es dazwischen geschoben hast, aus Gewohnheit, und es Dir den Blick verstellt – nimm Dir Zeit, es wegzuschieben!

  17. Bedanke Dich bei diesem Anteil von Dir, verabschiede Dich freundlich und beende die Übung. Eine gute Idee ist, sich mit diesem Anteil zu verabreden, schon auf bald!

Eine gute Woche!

(Übung nach Dr. Wolfgang Lenk, Dipl.-Psych, Milton Erickson-Institut Berlin)

Diese seltsame Zeit

In den letzten Tagen merke ich, dass die Begleiterscheinungen der Pandemie an meinen Nerven kratzen. Auch einige meiner Klient*innen berichten, dass sie den Eindruck haben, ihre Kräfte ließen nach. Auch wenn alle, mit denen ich spreche, die Einschränkungen für notwendig halten und sie sehr um das Einhalten der Regeln bemüht sind – sie sehnen sich nach dem Ende.

Es ist gesünder, alles zuzulassen, das Einverständnis und den Frust, das Geduldig-Sein und das Genervt-Sein. Gesünder, als nur einen Aspekt sehen zu wollen, sich zu versteifen und zu verengen. Es ist schwierig, für alle von uns verschieden, wir können auch Positives entdecken, aber eben nicht nur. Wir leben nach Regeln, die wir uns so nicht ausgesucht haben. Anpassung über so eine lange Dauer strengt an. Die meisten jedenfalls.

Ich fand in meinem Fundus, mit dem ich arbeite, ein Bild und ein Gedicht. Es passt zu meiner heutigen Stimmung.

Die Nachweise für das Bild, das Gedicht und den Herausgeber befinden sich unter dem Gedicht. Alle diese wunderbaren Menschen hinterlassen ihre Spuren im Internet und auch bei Facebook, man kann ihnen also folgen!

Aufhellende Überlegungen

Bei mieser Stimmung kann ein Zirkeltraining besonderer Art helfen:

Was habe ich Schönes, Spannendes, Erfreuliches gesehen, was kommt mir in den Kopf? Bestimmt lässt sich da etwas finden! Ein Foto im Internet, ein Bildnis im Museum, einen Anblick in der Natur, einen Menschen, einen Raum, eine Aussicht, ein Gebäude… Wenn es auftaucht, male ich es mir in allerlei Weise aus: Wie waren die Farben, wie das Licht, die Kanten, die Übergänge, ging es in die Tiefe, war es ein besonderes Detail, das mich fesselte oder erfreute?

Welchen Duft habe ich genossen? Blumen, Wald, die See, Parfum, frische Farbe, Heu, Schnee, Moos, frische Wäsche – an der Luft getrocknet, Holz, aufgeschnittener Apfel, Mörtel, Bratkartoffeln, Kaffee… Ach, das ist so vieles, wer hätte das gedacht!

Welche Klänge haben mich berührt? Ein Gesang, Glockenläuten, Vogelgezwitscher, ein Konzert, Meeresrauschen, das Aufflattern eines Wasservogels, ein Lachen, Regen auf dem Dach, prasselndes Feuer, ein Gong – und die Stille danach.

Was mochten Zunge und Gaumen? Guten Wein, kühles Eis, frisches Brot, grünen Salat mit frischem Dill, Schokolade, all das und noch viel mehr, und das am intensivsten, wenn es aus irgendeinem Grund eine Weile nicht geschmeckt wurde.

Was gab es Besonderes zu tasten, zu spüren auf der Haut? Abkühlendes Wasser bei Hitze, Warmes bei Kälte, Samt, Gras, die Wärme um Ofen, Heizung oder Feuer herum, die Kühle des Wasserglases, glatt geschliffenes Holz, Baumrinde, eine Umarmung …

Wo war mein Herz ganz dabei, voll Zuneigung und Freude?


Wo war mein Verstand so besonders angeregt und vollkommen in etwas aufgegangen?


Wo hielt ich inne und war ganz bei mir?


Auch wenn die Stimmung mies ist, die Welt gerade grau gemalt wird, die Stirn gerunzelt: Eintauchen in das Zirkeltraining der Sinne und der Erinnerungen kann anregen, wieder bunter zu malen und die Stirn zu glätten. Und ein Lächeln, sei es noch so zaghaft, verstärkt das Ganze!

Informationen über Rechte im Falle häuslicher Gewalt

Anlässlich der Pandemie-bedingten zusätzlichen Gefährdungen für häusliche Gewalt gebe ich heute den Text des Merkblatts für Opfer einer Straftat des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz bekannt. Da Verlinkungen nicht zuverlässig Bestand haben, füge ich den Text des Merkblatts hier unformatiert ein. Hierbei handelt es sich nur um Informationen, nicht um eine Rechtsberatung. Für die im Text enthaltenen Verlinkungen übernehme ich keine Verantwortung.

„Welche Rechte habe ich als Opfer einer Straftat?
Niemand ist darauf vorbereitet, Opfer einer Straftat zu werden. Egal, ob es um einen Taschendiebstahl, eine schwere Körperverletzung oder eine andere Straftat geht: Man ist durch die Straftat verletzt oder verstört und weiß danach oft nicht, was man machen soll. Dieses Merkblatt soll Ihnen einen ersten Überblick darüber geben, wo Sie in dieser Situation Hilfe finden und welche Rechte Sie haben.

Wer kann mir helfen?
Beratung und Hilfe bieten Opferhilfeeinrichtungen. In den Beratungsstellen arbeiten speziell ausgebildete Frauen und Männer, die viel Erfahrung mit Menschen in Ihrer Situation haben, Ihnen zuhören und helfen wollen. Sie können Ihnen je nach Schwere des Falles auch weitergehende Hilfe vermitteln, z.B. psychologische oder therapeutische Hilfe. Einen Überblick, an wen Sie sich wenden können, finden Sie hier:
→ www.bmjv.de
Ansonsten kann Ihnen auch jede Polizeidienststelle oder eine Suche in der Online-Datenbank für Betroffene von Straftaten weiterhelfen.
→ www.odabs.org

Wie kann ich eine Straftat anzeigen und was passiert dann?
Wenn Sie eine Straftat anzeigen wollen, dann können Sie sich an jede Polizeidienststelle wenden. Wenn Sie eine Strafanzeige gestellt haben, können Sie diese nicht mehr einfach zurücknehmen, denn die Ermittlungsbehörden (Polizei und Staatsanwaltschaft) müssen grundsätzlich jede angezeigte Straftat verfolgen. Nur bei einigen weniger schwer wiegenden Straftaten (wie z.B. bei Beleidigung oder Sachbeschädigung) kann das Opfer darüber bestimmen, ob die Straftat verfolgt wird. Daher heißen diese Taten auch Antragsdelikte: Die Strafverfolgung findet in der Regel nur auf Antrag statt, also nur, wenn Sie als Opfer der Straftat dies ausdrücklich wünschen. Diesen Antrag müssen Sie innerhalb von drei Monaten stellen, nachdem Sie von der Tat und der Person des Täters erfahren haben.

Was ist, wenn ich die deutsche Sprache nicht oder nur schwer verstehe?
Das macht nichts. Wenn Sie eine Anzeige erstatten wollen, wird man Ihnen helfen. Wenn Sie als Zeugin oder Zeuge vernommen werden, haben Sie einen Anspruch darauf, dass eine Dolmetscherin oder ein Dolmetscher hinzugezogen wird.

Welche Informationen kann ich über das Strafverfahren erlangen?
Wenn Sie Opfer einer Straftat geworden sind, erhalten Sie Informationen zum Strafverfahren nicht immer automatisch. Sie müssen, am besten gleich bei der Polizei, sagen, ob und welche Informationen Sie haben möchten. Wenn Sie dies wünschen, werden Sie über Folgendes informiert: → Sie erhalten eine kurze schriftliche Bestätigung Ihrer Strafanzeige.
→ Ihnen wird mitgeteilt, wenn die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt hat, d.h. nicht zur Anklage vor Gericht gebracht hat.
→ Sie werden darüber informiert, wann und wo die gerichtliche Verhandlung stattfindet und was dem bzw. der Angeklagten vorgeworfen wird.
→ Ihnen wird das Ergebnis des gerichtlichen Verfahrens mitgeteilt, d.h. ob es einen Freispruch oder eine Verurteilung gab oder ob das Verfahren eingestellt wurde.
→ Sie erhalten Informationen darüber, ob der bzw. die Beschuldigte oder Verurteilte in Haft ist.
→ Ihnen wird mitgeteilt, ob dem bzw. der Verurteilten verboten ist, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen. Zusätzlich können Sie im Einzelfall beantragen, Auskünfte oder Kopien aus den Akten zu erhalten. Dies kann nach einem Verkehrsunfall beispielsweise eine Unfallskizze sein, die Sie benötigen, um Schadensersatz oder Schmerzensgeld zu verlangen. Wenn Sie nicht nebenklageberechtigt sind (zur Nebenklage gleich weiter unten), müssen Sie den Antrag auch begründen, also erklären, warum Sie diese Informationen aus den Akten brauchen. Ausnahmen davon können im Einzelfall möglich sein.

Ihre Aussage als Zeugin oder Zeuge
Wenn Sie Opfer einer Straftat geworden sind, sind Sie als Zeugin oder Zeuge für das Verfahren sehr wichtig. In der Regel machen Sie Ihre Aussage bei der Polizei. In vielen Fällen müssen Sie später auch noch vor Gericht aussagen. Nur in Ausnahmefällen, z.B. wenn Sie mit der beschuldigten Person verheiratet oder verwandt sind, dürfen Sie eine Aussage verweigern, Sie müssen also nichts sagen. Sie müssen aber bei Ihrer Vernehmung Ihren Namen und Ihre Adresse sagen. Es kann eine Ausnahme gemacht werden, wenn eine besondere Gefährdung vorliegt. Das kann z.B. der Fall sein, wenn Ihnen jemand Gewalt angedroht hat, weil Sie aussagen wollen. Dann müssen Sie Ihre private Anschrift nicht bekannt geben. Sie können stattdessen eine andere Anschrift mitteilen, über die Sie erreicht werden können. Das kann z.B. eine Opferhilfeeinrichtung sein, mit der Sie in Kontakt stehen.

Als Zeugin oder Zeuge auszusagen, ist für Sie sicherlich eine Ausnahmesituation, die sehr belastend sein kann. Daher können Sie zu der Vernehmung auch jemanden mitbringen. Das kann eine Verwandte oder ein Verwandter sein oder auch eine Freundin oder ein Freund. Diese Person darf bei der Vernehmung dabei sein und nur in Ausnahmefällen ausgeschlossen werden. Natürlich können Sie sich auch durch eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt begleiten lassen. In besonderen Fällen kann Ihnen sogar für die Dauer der Vernehmung eine Rechtsanwältin oder ein Rechtsanwalt auf Staatskosten zur Seite gestellt werden. Wenn Sie der Ansicht sind, dass Sie für eine Vernehmung, egal ob durch die Polizei, die Staatsanwaltschaft oder das Gericht, einen solchen Beistand benötigen, fragen Sie vor Ihrer Vernehmung bei der Person nach, die die Vernehmung durchführt! Sind Kinder oder Jugendliche Opfer einer Gewalt- oder Sexualstraftat geworden, gibt es die Möglichkeit einer professionellen Begleitung und Betreuung während des gesamten Verfahrens, die sogenannte psychosoziale Prozessbegleitung. Im Einzelfall können auch erwachsene Opfer schwerer Gewalt- oder Sexualverbrechen eine solche Betreuung benötigen und erhalten. Die psychosoziale Prozessbegleitung ist, wenn sie vom Gericht bestätigt worden ist, für die Opfer kostenlos. Fragen Sie bei der Polizei oder einer Opferhilfeeinrichtung nach. Diese können Ihnen weitere Informationen geben. Im Internet können Sie ebenfalls viele Informationen zur psychosozialen Prozessbegleitung unter
→ www.bmjv.de/opferschutz und dort unter der Rubrik „psychosoziale Prozessbegleitung“ finden.

Kann ich mich dem Strafverfahren als Nebenklägerin bzw. Nebenkläger anschließen?
Wenn Sie Opfer bestimmter Straftaten geworden sind, können Sie im Verfahren als Nebenklägerin oder Nebenkläger auftreten. Dazu gehören z.B. Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, versuchte Tötung oder eine Tat, die zur Tötung einer oder eines nahen Angehörigen geführt hat. In einem solchen Fall haben Sie besondere Rechte, z.B. können Sie, anders als die anderen Zeuginnen oder Zeugen, immer an der Gerichtsverhandlung teilnehmen.

Wer bezahlt meine Rechtsanwältin oder meinen Rechtsanwalt?
Wenn Sie anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen, können Ihnen Kosten entstehen. Wird der bzw. die Angeklagte verurteilt, muss er bzw. sie Ihre Rechtsanwaltskosten übernehmen. Allerdings sind nicht alle Verurteilten auch in der Lage, die Kosten tatsächlich zu bezahlen. Daher kann es vorkommen, dass Sie die Kosten selbst tragen müssen. In besonderen Ausnahmefällen können Sie beim Gericht beantragen, eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt auf Staatskosten zu bekommen. Das ist z.B. bei schweren Gewalt- oder Sexualstraftaten so oder wenn nahe Verwandte, z.B. Kinder, Eltern oder die Ehepartnerin bzw. der Ehepartner durch eine Straftat ums Leben gekommen sind. In diesem Fall kommt es nicht darauf an, ob Sie Vermögen haben oder nicht. Auch in anderen Fällen können Sie bei Gericht für anwaltliche Beratung finanzielle Hilfe beantragen. Das kann der Fall sein, wenn Sie ein zu geringes Einkommen haben und berechtigt sind, sich dem Verfahren als Nebenklägerin bzw. Nebenkläger anzuschließen.

Schadensersatz und Schmerzensgeld
Sie haben durch eine Straftat auch einen Schaden erlitten oder möchten Schmerzensgeld erhalten? Sie möchten diesen Anspruch gleich im Strafverfahren geltend machen?
Das ist in der Regel möglich (sogenanntes Adhäsionsverfahren). Dazu müssen Sie aber einen Antrag stellen. Das können Sie bereits tun, wenn Sie die Straftat anzeigen. Natürlich steht Ihnen auch der Weg offen, Schadensersatz oder Schmerzensgeldansprüche in einem anderen Verfahren, d.h. nicht vor dem Strafgericht, sondern vor dem Zivilgericht, geltend zu machen. Auch hier können Sie bei Gericht finanzielle Hilfe für anwaltliche Beratung beantragen, wenn Sie ein zu geringes Einkommen haben.

Welche Rechte habe ich sonst noch?
Sie haben durch eine Gewalttat gesundheitliche Schäden erlitten? Dann können Sie über das Opferentschädigungsgesetz staatliche Leistungen erhalten, etwa wenn es um ärztliche oder psychotherapeutische Behandlungen, Versorgung mit Hilfsmitteln (z.B. Gehhilfe, Rollstuhl) oder Rentenleistungen (z.B. zum Ausgleich von Einkommensverlusten) geht. Einen Kurzantrag können Sie bereits bei der Polizei stellen. Wenn Sie ein Opfer extremistischer Übergriffe oder terroristischer Straftaten sind, können Sie finanzielle Hilfen beim Bundesamt für Justiz beantragen. Dort erfahren Sie alles zu den Voraussetzungen und zum Verfahren:
→ www.bundesjustizamt.de (Suchwort: Härteleistungen/ Opferhilfe)

Als Opfer häuslicher Gewalt stehen Ihnen vielleicht weitere Rechte nach dem Gewaltschutzgesetz zu. Beispielsweise können Sie beim Familiengericht beantragen, dass dem Täter bzw. der Täterin verboten wird, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Das Gericht kann Ihnen unter besonderen Umständen erlauben, dass Sie eine bisher gemeinsam mit dem Täter bzw. der Täterin bewohnte Wohnung nun allein nutzen dürfen. Die erforderlichen Anträge können Sie entweder schriftlich beim Amtsgericht einreichen oder Ihre Anträge dort vor Ort aufnehmen lassen. Sie müssen sich nicht durch eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt vertreten lassen.

Was ist ein Täter-Opfer-Ausgleich?
So wird ein Verfahren genannt, das vor allem dem Opfer einer Straftat dabei helfen soll, das erlittene Unrecht zu bewältigen. Anders als im normalen Strafverfahren muss sich ein Täter bzw. eine Täterin ganz konkret und direkt damit auseinandersetzen, welche Schäden und Verletzungen seine bzw. ihre Tat beim Opfer angerichtet hat. Das kann den materiellen Schaden betreffen, den ein Opfer durch eine Straftat erlitten hat, oder seelische Verletzungen, persönliche Kränkungen und durch die Tat hervorgerufene Ängste. Ein Täter-Opfer-Ausgleich wird jedoch nie gegen den Willen des Opfers durchgeführt und auch nur dann, wenn der Täter bzw. die Täterin ernsthaft gewillt ist, die Verantwortung für die Tat zu übernehmen. In geeigneten Fällen kann ein Täter-Opfer-Ausgleich der selbstbestimmten Konfliktbewältigung des Opfers und der Wiederherstellung des Rechtsfriedens dienen. Oft wird dieses Verfahren daher schon von der Staatsanwaltschaft oder der Polizei angeregt. Es gehört jedoch nicht zum eigentlichen Strafverfahren und wird außerhalb des Strafverfahrens durchgeführt. Dafür gibt es besondere Stellen und Einrichtungen, die geschulte Vermittlerinnen und Vermittler einsetzen. Weitere Informationen zum Täter-Opfer-Ausgleich und zu Einrichtungen, die ihn in Ihrer Nähe durchführen, finden Sie im Internet z.B. unter
→ www.toa-servicebuero.de/konfliktschlichter oder auch unter
→ www.bag-toa.de Broschüren und weiterführende Links Informationen rund um den Opferschutz finden Sie auf der Homepage des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV). Dort finden Sie auch Links zu den jeweiligen Internetseiten der einzelnen Bundesländer (mit Hinweisen zu Opferhilfeeinrichtungen vor Ort) und Links zur Online-Datenbank für Betroffene von Straftaten (ODABS):
→ www.bmjv.de/opferschutz
Weitere hilfreiche Informationen finden Sie in u.a. folgenden Broschüren:
→ Opferfibel
→ Ich habe Rechte
→ Mehr Schutz bei häuslicher Gewalt
→ Beratungs- oder Prozesskostenhilfe alle unter www.bmjv.de/Publikationen
→ Hilfe für Opfer von Gewalttaten unter www.bmas.de/opferentschaedigung“

Bitte gebt / geben Sie diese Informationen an Betroffene weiter!

Eine gute Woche!

Gedanken über Geschenke

Wenn sie mit einem Geschenk überrascht werden, sagen manche: „Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen!“ oder: „Du musst mir doch nichts schenken!“ oder „Wofür ist das denn?“

Wem das bekannt vorkommt, könnte versuchen, sich solche Situationen in Erinnerung zu rufen. Was war wohl die Grundlage für diese Reaktion? Wer das von sich selbst kennt, könnte überlegen:

War es die Vermutung, das Geschenk war mit Hintergedanken des / der Schenkenden gebracht? Der Gedanke, jemand erwarte dafür eine Gegenleistung, einen Gefallen? Gab es die Befürchtung, dann nicht „Nein“ sagen zu mögen, den unangenehmen Eindruck, zu etwas verpflichtet zu werden?
War da etwas wie Beschämung? Oje, und ich bringe nie etwas mit, wie peinlich?
Gab es die Idee, dieses Geschenks nicht würdig zu sein?

Wenn ja, wie schade! Angenommen, die schenkende Person wollte einfach eine Freude machen – und nun das! Nun fühlen sich womöglich alle Beteiligten unbehaglich.

Angenommen, es gab dabei Hintergedanken – na und, mal sehen, wie wir damit dann umgehen wollen! Jemand erwartet Gegenleistungen? Vielleicht nutzen wir die Chance, den Satz „Nein, das möchte ich lieber nicht“ zu üben! Und behalten das Geschenk dennoch. Unvorstellbar?

Wäre es angenehm zu lernen, ein Geschenk einfach anzunehmen? Einfach „Danke“ zu sagen und Freude auszudrücken?
Wäre es denkbar, wie in einer Froh-mach-Kette nun einer anderen Person ein Geschenk zu machen, die damit nicht rechnet, es nicht erwartet?  

Und wie ist es mit einem Kompliment oder Lob? Also einem immateriellen Geschenk. Dafür können wir uns die gleichen Fragen stellen: Kann ich es annehmen und mich dabei wohlfühlen? Einfach „Danke“ sagen und Freude ausdrücken?

Schenkende, so sagt man, haben meist ein frohes Gefühl, einfach durch das Schenken. Es tut ihnen gut. Wenn mir jemand sagt „Du musst mir doch nichts schenken!“ antworte ich: „Nö, musst ich nicht, wollt ich aber!“ Wenn es gut läuft, lachen wir dann beide zusammen.

Klar, es gibt Geschenke, die passen nicht. Einer Veganerin sollte ich lieber keine schöne Hühnersuppe mitbringen, nachdem ich gehört habe, sie sei erkältet. Ich hätte es gut gemeint, aber nicht an die Empfängerin gedacht. Doof! Wenn ich es nicht gewusst hätte und sie wiese das Geschenk zurück, dann könnte ich sagen: „Ok, jetzt weiß ich Bescheid. Womit kann ich Dir stattdessen etwas Gutes tun?“

Es gibt unverdientes Lob: Ich habe diese Extraarbeit nicht gemacht, zu diesem tollen Ergebnis nicht beigetragen, dann könnte ich sagen, wem das Lob statt meiner gebührt.

Bei Komplimenten ist es in manchen Fällen gut, einmal mehr zu überlegen vor dem Reden. Passt mein Kompliment überhaupt zu den Werten und Zielen des Gegenübers?
Und was mir gerade auffällt, muss dem Gegenüber nicht unbedingt gleich bei der Begrüßung um die Ohren gehauen werden. „Ey, hast du aber abgenommen, toll!“ Vielleicht hatte die übergewichtige Bekannte gerade mal nicht an ihr Gewichtsproblem gedacht, sondern sich einfach über das Zusammentreffen gefreut.

Mir scheint, es ist im Grunde einfacher, Geschenke, Lob, Komplimente anzunehmen oder gegebenenfalls zurückzuweisen, frei und unverblümt, als welche zu machen.

Wenn das für Sie, für Dich nicht stimmt: Denk / denken Sie mal zurück an die Kindertage, wie war es da mit Geschenken, mit Lob und Komplimenten? Liegt da die Entstehungsgeschichte etwaiger Probleme mit dem Beschenkt-Werden? Ungünstige Vorbilder, ungünstige Erziehungsgrundsätze?

Huh, in meinem inneren Ohr taucht gerade der scharf gesprochene Satz auf: „Und, wie sagt man?“ Da sollte die kleine Ulrike gefälligst sofort „Danke“ sagen, noch vor dem Auspacken! Schon mal Freude heucheln auf gut Glück… Das muss die Große so nicht mehr machen! Puhh!

Eine gute Woche!

Niedergeschlagen? Antriebslos? Oder doch lieber Rückenschmerzen?

Herz-Kreislauferkrankungen oder Schmerzen des Bewegungsapparates gelten als Volkskrankheiten. Von Bluthochdruck oder Nackenverspannungen berichten Menschen meist ohne Scham oder Zurückhaltung. Aber Ängste, Zwänge, Depressionen? Da eher nicht.

Statistiken weisen aus, dass behandlungsbedürftige psychische Erkrankungen etwa ein Drittel unserer Bevölkerung im Verlauf der Lebensspanne belasten. Die Höhe einer Dunkelziffer kann vermutet werden, wenn wir wissen, dass viele mit ihrer Belastung nicht zum Arzt gehen oder aber dort eher über ihre körperlichen Beschwerden sprechen, die damit einher gehen.

Wie ist, wie wäre es bei Ihnen? Bei Rückenschmerzen und Hoffnungslosigkeit im Gespräch mit einer Fachkraft zu klären, ob das eine vom anderen, das andere vom einen kommen könnte, wäre das ein für Sie gangbarer Weg? Es kann auch eine dritte Verursachung vorliegen, zum Beispiel Belastung durch Umweltgifte. Oder beides hätte miteinander gar nichts zu tun und wäre unabhängig voneinander verursacht und behandelbar? Lohnte es sich, zur Abklärung alle Karten auf den Tisch zu legen oder würden Sie lieber etwas verschweigen oder verharmlosen?

Der Gewinn bei offenem Umgang mit psychischen Problemen könnte darin bestehen, dass sich Ihre Befindlichkeit bessert.

Ob es dabei um eine psychische Belastung geht, die besser in einer längeren Therapie aufgehoben wäre, oder ob es sich um vorübergehende Irritationen handelt – nicht immer liegt das klar zu Tage. Manchmal geht etwas von allein weg, manchmal bleibt es, manchmal wird es bei Nicht-Beachtung schlimmer. Das kann bei Rückenschmerzen und auch bei Ängsten so sein.

Wir alle könnten öfter bedenken, dass wahrscheinlich so einige Menschen, bei denen wir es nie vermutet hätten, die wir vielleicht sehr schätzen, an psychischen Problemen aktuell leiden oder solche aus ihrer Vergangenheit kennen.

Wie gut das wäre, wenn wir unser Verständnis füreinander entwickeln und vertiefen könnten! Wunderbar, wenn wir uns gegenseitig stützen könnten!
Wenn wir offener mit eigenen psychischen Problemen umgehen, indem wir andere teilhaben lassen, können wir dazu beitragen! Wie könnten wir wachsen, wenn wir die Scham überwänden, unsere schwächeren Seiten zu zeigen!

Auch wenn sie „nur“ hinderlich und belastend wären, die Symptome, die wir nicht so an uns mögen, wenn wir mit ihnen im Alltag funktionierten, unauffällig für andere: Wäre es dennoch der Schritte wert, die wir gehen könnten, da etwas zu verändern?

Falls die Antwort JA lautete, dann noch in dieser Woche jemandem davon zu erzählen, was bisher verborgen sein sollte, wäre das ein erster Schritt?

Eine gute Woche!

Kleine Übungen für den Alltag 2

Auch die Anregungen dieser Woche sind nicht als Ersatz für eine Therapie oder Beratung gedacht. Sie können eine kleine Hilfe sein, wenn es an bestimmten Stellen immer wieder hakt. Heute geht es um den Umgang mit den eigenen Gedanken.

  1. Negatives ziehen lassen
    Manche Gedanken hat man sich tatsächlich im Laufe des Lebens aus Versehen angewöhnt. Jetzt scheinen sie in uns auf ewig Platz genommen zu haben.
    Allerdings: Was wir uns angewöhnt haben, können wir in andere Bahnen lenken und Neues an die Stelle setzen. Der Platz wird frei. Bye bye, wir winken zum Abschied.
    Solche unproduktiven Gedanken können lauten „Das schaffe ich nie“, oder „Alles blöd, nichts klappt!“ Na, wir alle haben solche überflüssigen Ideen im Kopf, sie tauchen auf und hauen auch wieder ab, wenn es gut läuft.
    Wenn es weniger gut läuft, verwechseln wir uns mit diesen Gedanken und neigen dazu, sie uns zu glauben. Was tun?
    Viele schöne Vorstellungen gibt es dazu, wie wir sie undramatisch von dannen ziehen lassen können. Mein Favorit: Ich setze meine überflüssigen Gedanken in kleine Papierschiffchen, die ich in meiner Vorstellung liebevoll angefertigt habe und nun behutsam samt diesen Gedanken auf einen fröhlich plätschernden Bach setze. Wie nett ist es, ihnen nachzuschauen, wie sie sich langsam entfernen!
    Auch schön: Sie ziehen auf einem langestreckten See dahin, auf dem Rücken der großen weißen Schwäne… Sie verschwinden im Wasserdunst.
    Oder: Sie liegen wie glitzernde Tropfen auf Herbstblättern, die mit dem Fluss dahintreiben. Ach, ich seh‘ sie schon nicht mehr.
    Auch am Himmel ziehende Wolken könnten gute Dienste tun!
    Manche mögen es vielleicht weniger beschaulich. Bitte sehr: Schießen wir den Kram mit einer Rakete ins Weltall!
    Ich schätze auch die Vorstellung, dass sie wie ein zunächst lauter Ton langsam abschwellen können, bis nichts mehr zu hören ist.
    Soviele Möglichkeiten, kreativ zu werden! Und schon wird es freundlicher im Kopf!
  1. Positives würdigen
    Gelegentlich vergessen wir, den schönen Dingen des Alltags die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Manchmal kriegen wir dazu nur schwer die Kurve. Da kann es helfen, ein paar hübsche Murmeln oder Perlen zu besitzen. Diese könnten einen Platz in einer Jackentasche finden. Und immer, wenn etwas Erfreuliches geschieht – Die Sonne kommt durch die Wolken – Die U-Bahn ist pünktlich – wandert so ein kleines Teil in die andere Jackentasche. Toll, was wir am Ende eines Tagesabschnitts so alles in der Tasche vorfinden! Das sich nochmal anzuschauen, sich zu erinnern, nett!

  2. Abendliche Bilanz
    Vor dem Einschlafen: Was gab es heute, das mir nicht gefallen hat? Was gab es, was ich neutral bewerten möchte? Was gab es heute Gutes für mich? Wie, nix? Ja, solche Tage soll es geben. Dann hilfsweise: Was war immerhin nicht nur doof, sondern hatte auch gute Seiten?
    Diese Tagesbilanz kann helfen, einiges zurechtzurücken!

Üben, üben, üben!
Eine gute Woche!