Zu zweit gesunde Aggression spüren

Der zweite Teil der Pendelübung folgt nächste Woche! Ich habe das heutige Thema vorgezogen, weil ich zur Zeit vermehrt ungesunde Aggression beobachte!

Peter A. Levine sagt, dass es Körperstellen geben kann, an denen wir quasi feststecken, weil wir unser Bedürfnis nach Kampf oder Flucht in einer schwierigen Lage nicht zu Ende bringen konnten. Wenn diese Reaktionen unvollständig blieben, neigten wir dazu, zusammenzubrechen. Das Nervensystem reagiere mit Lähmung, dazu seien wir einfach zum Zwecke des Überlebens angelegt. Diese kollabierte Energie sollte in neue Kanäle gelenkt werden, der Handlungsablauf zu Ende gebracht werden. Denn wenn diese steckengebliebene Energie den Gesamtorganismus wieder zur Verfügung stehe, könnten wir – wieder -vollständiger zu leben beginnen.
Das mag zunächst schwer verständlich sein. Vielleicht hilft es beim Verstehen sich vorzustellen, dass nach einem Angriff oder Unfall, bei dem Kampf oder Flucht aus irgendwelchen Gründen nicht möglich waren, die aufgestaute Energie so bald als möglich in förderlicher Weise ausagiert werden sollte. Laufen, sich schütteln, zittern und dadurch lösen, das kann zum Beispiel helfen. Ich kenne eine Frau, die tanzt wild, wenn sie merkt, dass sich Erregung angestaut hat. Tun wir nichts dergleichen, kann der Körper mit Schmerzen, mit Taubheitsempfindungen oder vegetativen Entgleisungen reagieren. Wir stecken unsere Kräfte ins Überleben, sind aber aus dem Gleichgewicht und vom Wohlgefühl weit entfernt.

Mein Schwerpunkt heute: Die Kampfreaktion
Levine sagt, unsere natürliche Aggression sei im Unterschied zu Gewalt eine angeborene natürliche Ressource, die uns beschützt, wenn wir bedroht werden. Sie sei auch die Kraft, die uns handlungsbereit macht für das Erreichen unserer Wünsche und Lebensziele. Wenn wir aber in einer Lähmung feststeckten, oder zu plötzlichen Wutausbrüchen bei inneren Spannungen neigten, fehle uns die gesunde Aggression, die wir brauchen, um unser Leben wirksam gestalten zu können.
Mir leuchtet das ein. (Ich benötige schon beim Hausputz eine Portion Aggressivität ?)
Wie die meisten anderen Lebewesen haben wir von Natur aus einen Zugang zu unserer Aggression, wenn wir uns verteidigen müssen. Aus einer ersten Erstarrungsreaktion herauszukommen ist sinnvoll, denn wenn der Feind noch in der Nähe ist, könnte ein Gegenangriff das einzige sein, was uns zur Verteidigung unseres Lebens noch bleibt.
Traumatisierte Menschen haben laut Levine im allgemeinen ihrer eigenen Aggression gegenüber Angst entwickelt. Sie unterdrücken daher diese lebensrettende aggressive Reaktion, was zur Folge hat, dass sie in die Lähmung zurückgeworfen werden. So bleibt mit dieser verkümmerten Aggression die Angst in ihnen bestehen, die sie hindert, sich wieder auf das Leben einzulassen.
Oft spürten traumatisierte Menschen entweder gar nichts oder sie fühlten viel Wut, wobei sie diese Wut häufig auf unpassende Art und Weise ausdrücken. Wenn sie ein Gefühl für gesunde Aggression entwickeln können, lässt die Betäubung und die Wut nach und geht in ein gesünderes Mittelmaß über.
Die folgenden Übungen sollen helfen, das Gefühl für gesunde Aggression und Selbstkompetenz – wieder – herzustellen. So zu üben, soll einen positiven Kanal für eventuell auftauchende Emotionen schaffen. Führen Sie diese Übungen erst durch, wenn Sie sich zentriert und geerdet haben! Spüren Sie den Kontakt zum Fußboden und spüren Sie Ihre Mitte! 2 Personen werden gebraucht! Bitten Sie eine gute Freundin, einen guten Freund oder ein Familienmitglied, zu dem Sie Vertrauen haben, mit Ihnen zu arbeiten!
Durchführung: Eine Person drückt, eine wird gedrückt. Legen Sie eine Ihrer Handflächen so gegen eine Handfläche Ihres Gegenübers, wie es Ihnen angenehm ist. Wenn Sie den drückenden Part haben, nehmen Sie Kontakt zu der Kraft und Macht auf, die aus Ihrem Zentrum heraus entsteht. Beginnen Sie langsam, Druck auf die gedrückte Person auszuüben. Drücken Sie so fest, wie Sie wollen und bewahren Sie dabei Ihr Gleichgewicht! Bleiben Sie im Kontakt mit dem Boden! Der gedrückte Part hat weiter nichts zu tun, als da zu sein und den Widerstand zu bieten, der der Intensität des ihm entgegenkommenden Drucks entspricht. Ein wenig Blickkontakt ist förderlich, zu viel davon kann jedoch überwältigend sein. Spielen Sie abwechselnd die drückende Rolle und die gedrückte. Wenn Sie gerade gedrückt werden und bemerken, dass der Druck nachlässt oder ausweicht, nehmen Sie den Blickkontakt so lange zurück, bis Sie spüren, dass Ihr Gegenüber seine Kraft wiedergefunden hat. Verringern Sie den Widerstand von Zeit zu Zeit ein wenig, um festzustellen, ob der drückende Part sein Gleichgewicht aufrechterhält.  
Variation: Rücken an Rücken
Stellen Sie sich nun Rücken an Rücken mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin hin und bleiben Sie in Kontakt mit Ihrer Erdung. Lassen Sie sich die innere Unterstützung in Ihrem oberen und unteren Rücken spüren. Wenn Sie ein leichtes Schütteln und Zittern wahrnehmen, lassen Sie es einfach geschehen. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen und beginnen dann langsam, Druck auszuüben. Wie in der ersten Übung bestimmt die drückende Person die Stärke des Drucks, während die Person, die den Druck entgegennimmt, den angemessenen Widerstand bietet. Erlauben Sie sich, die aus Ihren Beinen und aus dem Zentrum kommende Kraft zu spüren. Wechseln Sie sich ab, so dass Sie einmal die Person sind, die Druck ausübt und einmal diejenige, die Druck entgegen nimmt.

Eine gute Woche!