Was ich lese (9) Peter A. Levine und Maggie Phillips: Vom Schmerz befreit Nr. 4

Entdecken Sie die Kraft Ihres Körpers, Schmerzen zu überwinden. Fünfte Auflage 2020, Kösel Verlag, München.

Der Text heute beschäftigt sich mit innerer Unruhe, Angst und Panik als Quelle von Schmerz. Die neurobiologische Forschung hat ergeben, dass Panik und Angst durch die Amygdala ausgelöst werden, unserem natürlichen Alarmzentrum im Gehirn. Hat man aber traumatisierende Erfahrungen gemacht, ist unser Alarmsystem gestört, und zwar durch eine Funktion des Gedächtnisses:  Die traumatisierenden Ereignisse sind im prozeduralen Gedächtnis so gespeichert, als würden sie in der Gegenwart passieren. Betroffene leiden unter übertriebener Besorgnis und chronischer Anspannung, ohne dass es im Hier und Jetzt dafür schlüssige Anhaltspunkte zu geben scheint.

Unser sympathisches Nervensystem kann bei den belastenden Gefühlen mitspielen und kann mit Unruhe, Übererregtheit und gleichzeitig dem Gefühl, am Rande der Kräfte zu sein, zu dem belastenden Geschehen beitragen. Schlafstörungen können hinzukommen.

Geraten wir in panische Zustände, so sind häufig uns nicht bewusste Hinweise aus der Vergangenheit auslösend gewesen. Unser denkender Teil des Gehirns ist in so einem panischen Zustand beeinträchtigt, und wir können nicht gut intervenieren, wenn wir mittendrin stecken.

Wenn unser Nervensystem durch Angst überaktiviert ist und gestört wird, schlagen die Nerven aufgrund einer Schmerzüberempfindlichkeit falschen Alarm. Leichte Berührungen schon können Schmerz auslösen. Schmerz wird zur Qual und zur Krankheit.

Werkzeuge für die Überwindung

  1. Leichte Bewegung am Morgen

Wenn Sie morgens schon ängstlich aufwachen, springen Sie nicht aus dem Bett! Sie verharren sonst in diesem Zustand. Stattdessen können Sie leichte Bewegungen noch im Bett ausführen. Dehnen, räkeln, und eine der bisher berichteten Übungen ausführen. Stehen Sie langsamer auf und kommen Sie allmählich in Gang! Verrichten Sie ihre morgendlichen Tätigkeiten langsam. Vielleicht möchten Sie sich auch eine Weile hinsetzen und überprüfen, wie sich die Angst jetzt anfühlt? Ein selbstbestimmtes Tempo hilft, Ihren Cortisolspiegel zu stabilisieren. Wenn Sie hierfür den Wecker etwas früher stellen müssen, wird Ihnen das vielleicht nicht gefallen. Es könnte Ihnen aber gefallen, abends etwas früher zur Ruhe zu kommen, nehmen Sie hierfür zum Beispiel die bisher berichteten Übungen zur Hilfe!

  • Inseln der Sicherheit

Im tobenden Meer von Trauma, Angst und Schmerz finden Sie vielleicht eine winzige Insel. Sie können sich vorstellen, dass Sie sich auf dieser Insel – und sei es nur für einen Augenblick -beruhigen können. Noch ist sie schemenhaft in Ihrer Vorstellung? Das ist in Ordnung! Sie können den Ort der Ruhe in Ihrem Körper finden, wie ich es im letzten Text beschrieben habe. Entwerfen Sie innere Bilder, wie dieser Ort der Ruhe aussehen könnte, wenn er eine Insel wäre, eine Zuflucht von Schmerzen und anderen Beschwerden. Suchen Sie weitere Inseln in Ihrer Vorstellung! Malen Sie sich aus, was das Besondere dieser Inseln sein könnte und verbinden Sie die Inseln mit einer Brücke! Auf diesen Inseln der Ruhe platzieren Sie alles Angenehme, das Ihnen einfällt. Wenn Sie dies so weiter und weiter ausbauen, bekommen Sie allmählich ein richtig großes Stück Land zusammen. Eine große, stabile Insel. Verankern Sie das innere Bild mit einer kleinen Körperbewegung, einem Klopfen oder Kreisen, Zupfen oder Drücken.

Es ist wie stets bei diesen Übungen: Ein Richtig oder Falsch gibt es hier nicht! Allerdings sollten Sie die Übungen nicht nur lesen und ein wenig nachvollziehen, sondern wirklich durchführen!

Halten Sie Ihre Erfahrungen mit dieser Übung in Ihrem Schmerztagebuch fest!

Eine gute Zeit!