Ein Wohlbehagen ist ein körperlicher Eindruck. Ob ein Sessel für mich bequem ist, weiß ich, wenn ich mich hineinsetze. Die Beschreibung im Katalog wird nicht genügen.
Die Sinne geben uns die Möglichkeit, etwas wahrzunehmen. Wie dies dann auf mich wirkt, wird von meiner inneren Verfasstheit gesteuert. Meine inneren Spannungen, meine Bewegungen und Haltungen sind es, die meinen Organismus auf die Sinneseindrücke antworten lassen.
Beeinflussen kann ich meine körperliche Verfasstheit durchaus über meine Gedanken! Beides ist jedoch voneinander unterschieden. Auch durch Emotionen wie Freude oder Trauer wird meine körperliche Verfasstheit beeinflusst – deren Bandbreite ist allerdings deutlich geringer, als es die Zustände meines Körpers sind. Sprache kann es kaum vermitteln, was an Komplexität im Körper vorhanden ist.
Wovon ich hier spreche, nenn man den Felt Sense. Das ist ein Begriff aus dem Focusing.
Lassen Sie / lass die folgenden Szenen einen Moment wirken, eine nach der anderen, mit Pausen dazwischen, mit Zeit dafür:
- Auf einen Berggipfel schauen, der in ein Alpenglühen getaucht ist
- Einen blauen Sommerhimmel ansehen, der mit weißen Wattewölkchen gesprenkelt ist
- Ein Fußballspiel besuchen und sich dort Senf aufs Shirt kleckern
- Die Gischt spüren, während die Brandung gegen Felsen und Klippen schlägt
- Eine sich öffnende Rose oder einen Grashalm berühren, der mit Tautropfen besetzt ist
- Ein Konzert von Brahms hören
- Einer Gruppe von bunt gekleideten Kindern beim Singen zusehen
- Auf einer Landstraße entlang gehen
- Das Gespräch mit einem Freund genießen
(Beispiele von Peter A. Levine)
Merken Sie / merkst Du, worauf ich hinaus will? Kurze Momente voll komplexen Erlebens! Nicht festzuhalten! Und doch aus der Erinnerung manchmal abrufbar. Oft einzigartig, eindrücklich und besonders. So ist es in den Momenten unseres Lebens, in denen wir ganz in die Situation eintauchen können.
Aber auch im Alltag, ständig, ist dieser Felt Sense bei uns, Teil unseres Selbst. Sich dies zu Eigen zu machen, kann die innere Lebendigkeit stärken und unser Vertrauen in uns selbst.
Übung: Wie beschreiben wir unsere Empfindungen? Frage: Wie geht`s? Gut? Welche Empfindungen im Körper sagen uns, dass wir uns gut fühlen? Wie lässt sich das beschreiben?
Sammeln von Eindrücken ist der Anfang: Die Kopfhaut kribbelt vielleicht, die rechte Schulter mag etwas schmerzen, meine Hände sind vielleicht warm. Meine Füße auch. Alles in allem: Ganz gut.
Die Emotion Angst kann als Knoten im Bauch gespürt werden, als Herzklopfen.
Auch freudige Erregung kann mit Herzklopfen einhergehen. Was ist es noch, woran ich sie spüre? Meine Hauttemperatur? Meine leicht nach vorn geneigte Haltung?
Nicht bei allen gleich, nicht immer gleich, und dennoch gibt es uns ein deutliches Plus an Information über uns selbst, jetzt, in diesem Moment.
Einige Beschreibungsversuche (nach Levine):
atemlos…flatterig…nervös…ausgedehnt…schwebend…mulmig…schwer…kribbelnd…elektrisch…flüssig…betäubt…hölzern…schwindlig…voll…verstopft…entrückt…fahrig…zupfend…fest… heiß…sprudelnd… schmerzlich…wackelig…ruhig…erstickend…surrend…unter…Spannung…zittrig… zusammengeschnürt… warm…verknotet…eisig…hell…verrammelt…ausgehöhlt…kalt…unverbunden…verschwitzt… strömend
All diese Begriffe können helfen es zu fassen: Wie geht`s? Im Moment etwas hölzern, vielleicht. Und wo im Körper genau ist diese Empfindung? Hat sie eine Form? Eine Farbe? Einen spürbaren Umriss? Eine Größe? Welche Temperatur?
Übung: Einen Gegenstand oder ein Foto einer Person nehmen, die uns etwas bedeutet und uns angenehm ist. Also eine Ressource. Bequem sitzen. Nicht im Auto! Abbrechen, wenn die Empfindungen zu intensiv werden!
– Spüren des Sitzmöbels. Kontakt der Kleidung auf der Haut spüren. Muskeln unter der Haut spüren. Die Verbundenheit zur Erde spüren, über die Fußsohlen und dann im ganzen Körper.
– Den Blick nun auf den Gegenstand richten. Wandern mit der Aufmerksamkeit zwisschen diesem und sich selbst hin und her. Fühlen des Körpers, während dieses Tuns.
– Nun das körperliche Geschehen stärker wahrnehmen, der Gegenstand wird weniger stark in der Aufmerksamkeit.
– Werde ich stabiler, geerdeter während ich den Gegenstand betrachte? Wo spüre ich das im Körper? Und wie genau?
– Pendeln weiterhin zwischen Körper und Gegenstand.
– Wo fühlt sich mein Körper gut an? Wo im Körper beginnt das Gefühl des Wohlbefindens? Wo ist es mehr als ein angenehmer Gedanke? Weite? Wärme? Auflösen einer Blockade? Wieviel oder wie wenig Energie?
– Zwischen Objekt und Körper pendeln. Wissend, dass die Zügel für alle Veränderungen in den eigenen Händen liegen.
Die Veränderungen wahrnehmen.
Eine gute Woche!