Ich hatte gerade einen Gedanken – was nehme ich dazu im Körper wahr?
Diese Frage an sich selbst hilft, die unangenehmen oder angenehmen Begleit-Empfindungen eines Gedankens mit der Zeit immer besser zu identifizieren. Sie hilft dabei, immer besser zu erkennen, dass es sich um einen Gedanken handelt, der diese Empfindung hervorruft.
Gedanken lassen sich stoppen und ändern. „Da ist ein Hund. Er wird mich anfallen und beißen!“ Ich spüre ein nervöses Flattern in der Brust und atme flach. Stopp! „Hey! Ich denke gerade, dass der Hund mich beißen wird, das will ich doch mal überprüfen! Neee, ist doch sehr unwahrscheinlich, das und das spricht dagegen, ich kann mich regulieren, keine Gefahr!“ Die Anspannung lässt nach.
Diesen Prozess zu durchlaufen, bevor man sich in heilloser Angst wie gefangen fühlt, stärkt das Sicherheitsempfinden mit jedem Mal, mit dem man ihn durchläuft.
Auch bei dem Durchlaufen einer inneren Reise können Gedanken, meist mit inneren Bildern einhergehend, auftauchen und unangenehme oder angenehme körperliche Empfindungen in Gang setzen. Sollte ich auf einer inneren Reise einen großen Hund vor mir sehen, der das Maul weit geöffnet hat, horche ich als erstes in meinen Körper hinein. Flau im Bauch? Wie stark, wie weiträumig? Was habe ich gerade gedacht? Ich unterbreche, wenn nötig, das Muster! Ich lerne, Körperempfindungen, innere Bilder und Gedanken auseinanderzuhalten!
Dazu eine Bilderreise von Peter A. Levine aus „Vom Trauma befreien“ (Hörbuch). Hier lesen Sie mein Transkript. Achten Sie auf Ihre Reaktionen! Was empfinden Sie im Körper? Welche Bilder tauchen auf? Was denken Sie dazu?
Vorbereitung: Sitzen Sie bequem? Wo haben Sie Kontakt zum Sitz- oder Liegemöbel, zum Boden? Spüren Sie Ihren Atem, wie er fließt! Wie fühlen Sie sich? Verweilen Sie immer wieder beim Lesen und registrieren Sie alles, was in Ihnen vorgeht! Lesen Sie bitte nicht diagonal, sondern Satz für Satz!
Stellen Sie sich nun vor, dass Sie heute Geburtstag haben. Obwohl heute ein besonderer Tag ist, fühlen Sie sich einsam. Da Sie nicht allein sein wollen, beschließen Sie, ins Kino zu gehen. Sie wollen sich gerade auf den Weg machen, greifen nach Ihrer Brieftasche und bekommen ein miserables Gefühl, als Sie merken, dass sie nicht da ist. Was fühlen Sie? Nehmen Sie sich Zeit, um die Gefühle, Empfindungen, Bilder und Gedanken in ihrem Innern wahrzunehmen! Wie fühlt sich miserabel an? Wo spüren Sie das in ihrem Körper? Üblicherweise erleben wir Empfindungen im Bereich des Solarplexus, des Brustkorbs und der Kehle. Spüren Sie eine Anspannung, oder eher, dass Ihnen ganz anders wird, vielleicht übel? Bricht Ihnen der Schweiß aus? Ist Ihnen heiß oder kalt? Gibt es einen Bereich, in dem Sie sich unsicher oder wackelig fühlen? Nehmen Sie auch wahr, wie diese Empfindungen sich mit der Zeit verändern, während Sie sich ihnen zuwenden! Nimmt die Intensität zu oder ab? Löst sich die Spannung oder wird sie stärker? Verändert sich die Temperatur ihrer Hände?
Während Sie sich wieder beruhigen, kommt Ihnen der Gedanke hoch: „Vielleicht hab ich meine Brieftasche im anderen Zimmer liegen gelassen!“ Stellen Sie sich vor, dass Sie dort hingehen und nachsehen. Sie suchen weitere Stellen ab, an denen sie möglicherweise sein könnte. Nachdem Sie sie nicht finden, werden sie allmählich ein bisschen hektisch. Richten Sie ihre Achtsamkeit nun wieder nach innen und nehmen Sie sich Zeit, um ihre Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken wahrzunehmen. –
Jetzt werden Sie ein bisschen langsamer, Ihr Denken wird etwas klarer und Sie fangen an, methodisch vorzugehen. Ist sie in der Schublade? Vielleicht habe ich sie da drüben auf dem Tisch liegen gelassen, als ich zur Tür hereinkam, aber dann ging ich ins Badezimmer – ob ich sie wohl im Badezimmer gelassen habe? Während Sie nachsehen, werden Sie vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Sie nehmen den Hörer ab. Es ist Ihre Freundin und sie teilt Ihnen mit, dass Sie die Brieftasche bei ihr vergessen haben. Sie atmen erleichtert auf! Spüren Sie das? Nehmen Sie Ihr Lächeln wahr, während Sie daran denken, wie hektisch Sie vorhin waren!
Ihre Freundin sagt, dass sie in Kürze weggeht, jedoch warten werde, wenn Sie gleich kommen wollen. Sie gehen also sofort zu ihrem Haus. Spüren Sie das in Ihren Beinen, wie schnell Sie gehen? Sie klopfen an die Tür, es kommt keine Antwort. Sie klopfen ein zweites Mal, erneut keine Reaktion. Sie beginnen darüber nachzudenken, dass Sie sie verpasst haben müssen und fangen an, ein bisschen irritiert zu sein. Sie hat doch gesagt, sie würde warten, wenn Sie so schnell wie möglich kommen! Spüren Sie die Empfindung der Irritation? Wie fühlt sie sich an, welche Gedanken tauchen auf? Nehmen Sie sich Zeit, die unterschiedlichen Empfindungen zu beobachten, wie Sie es vorhin bereits getan haben! Wie erleben Sie es, irritiert zu sein? Wo spüren Sie das? Womit lässt sich das Gefühl vergleichen?
Aus dem hinteren Teil des Hauses hören Sie die gedämpfte Stimme Ihrer Freundin. Sie sagt, dass Sie hereinkommen sollen. Sie öffnen die Tür, es ist völlig dunkel. Langsam finden Sie ihren Weg durch die Finsternis. Sie gehen den Flur entlang. Stellen Sie fest, wie Ihr Körper sich anfühlt, während Sie durch die Dunkelheit tasten und versuchen, in den hinteren Teil des Hauses zu gelangen. Sie rufen noch einmal nach ihrer Freundin, werden jedoch von einem Chor von Stimmen unterbrochen, die „Überraschung“ rufen. Was spüren Sie jetzt in ihrem Körper und was geht in Ihren Gedanken vor, als Ihnen klar wird, dass es sich hier um eine Party anlässlich ihres Geburtstags handelt? Ihre Freunde haben ein Fest für Sie organisiert und Ihnen die Brieftasche entwendet, um Sie hierher zu locken. Spüren Sie das in Ihren Händen, in Ihrem Körper, in Ihrem Bauch und nehmen Sie wiederum die Gedanken und Bilder wahr, die dabei entstehen!
– Ende des Transkripts.
Machen Sie sich doch eine eigene Geschichte! Sie könnten verzweifelt Ihr Handy suchen. Auf Ihrem Festnetztelefon, das kaum noch benutzt wird, sind die Nummern Ihrer wichtigen Kontakte nicht gespeichert. Oh weh, wenn es weg wäre!
Sie könnten auf dem Weg zum Kino sein und Ihre Maske vergessen haben.
Sie könnten …
Und wie könnte es weiter gehen? Fantasieren Sie drauf los und vergessen Sie nicht, in sich hinein zu spüren, zu schauen und zu horchen!
Eine gute Woche!