Stärke und Spannkraft im Unterschied zu Zusammenbruch und Niederlage

Das Gefühl zusammenzubrechen, das Menschen angesichts bestimmter Lebenssituationen manchmal erleben, bezeichnet Peter A. Levine als eine unvollständige Reaktion auf Bedrohungen.
Er sagt, dass wir lernen können, diese Reaktion zu vollenden, indem wir ganz in sie hinein – und wieder aus ihr hinausgehen. Wir könnten damit ein Gefühl von Stärke und Spannkraft in herausfordernden Situationen wiedererlangen. Diese vervollständigte Reaktion mache es so gut wie unmöglich, in dem niedergedrückten Zustand zu bleiben, der mit der Empfindung des Zusammenbrechens verbunden sein kann.

Zugehörige Übung: (Wie immer erst lesen, dann durchführen!) Ich empfehle, im Kniestand, Fersensitz oder im Stehen zu üben, zu Beginn sollte der Rücken locker aufgerichtet sein.

Nach einer Überwältigung oder Demütigung hat unser Körper die Neigung zu kollabieren. Wir lassen unsere Schultern nach vorne hängen und senken den Blick zu Boden. Dabei fallen wir im Bereich des Zwerchfells in uns zusammen und sinken in den Unterleib hinein.
Um in Ihrem Körper nachzuspüren, was es für ein Gefühl ist, dieses Zusammenbrechen zu erleben,  versuchen Sie, sich an einen Zeitpunkt erinnern, an dem Sie sich auf eine bestimmte Art und Weise vernichtet oder beschämt gefühlt haben. Verwenden Sie einfach das zugehörige Bild und spüren Sie, wie Ihr Körper kollabiert. Erlauben Sie Ihrem Körper, immer weiter ein klein wenig mehr in das Zusammenfallen hinein zu sinken. Tun Sie das, ohne dagegen anzukämpfen. Bleiben Sie die ganze Zeit über aufmerksam, sowohl bei Ihrem Körpergeschehen, als auch bei Ihrem Erinnerungsbild!
Wenn Sie das Gefühl haben, an einem Endpunkt angekommen zu sein, so dass sie nicht mehr weiter kollabieren können, kehren Sie behutsam wieder zur Aufrichtung zurück! Beginnen Sie bei Ihrem untersten Rückenwirbel, richten Sie sich Wirbel für Wirbel auf und bringen Sie sich nach und nach in Ihre aufrechte Position. Bewegen Sie sich langsam, während Sie mit dem unteren Rücken beginnen! Kommen Sie dann allmählich zu Ihrem mittleren Rückenbereich und richten Sie diesen auf, gehen Sie dann weiter zum Nacken und richten Sie auch diesen auf – bis Ihr Kopf sich hebt und Ihr Kinn nach vorne zeigt.
Zum Schluss stehen Sie aufrechter. Es wird sich anfühlen, als ob alle Ihre Wirbel aufeinander gestapelt seien. Stellen Sie sich jetzt vor, dass am höchsten Punkt ihres Kopfes ein unsichtbarer Faden befestigt ist, der Sie in Richtung Himmel zieht, so dass Ihre gesamte Wirbelsäule noch länger und nach oben gestreckt wird. Achten Sie auch auf Empfindungen in Ihrem Brustkorb und spüren Sie nach, ob Sie dort eine Anmutung von Offenheit oder Ausdehnung wahrnehmen. Vielleicht entdecken Sie sogar etwas, das Sie Selbstgewissheit nennen können.
Die Grundidee bei dieser Übung ist, das Zusammenbrechen nicht zu bekämpfen, sondern ihm zu erlauben, zu seiner eigenen Vollendung vorzudringen. Nach seiner Vollendung entsteht Raum für Neues. Seien Sie neugierig!

Eine gute Woche!