Innere Bilder

Heute Morgen schreibe ich nur kurz, denn ich habe viel um die Ohren… Wie jetzt, schon ist es da, das innere Bild, mit dem ich meine Situation ausdrücke…

Als ich es bemerkte, habe ich in meiner Vorstellung langsam und ausführlich den dicken Schal von meinen Ohren abgewickelt. Ich höre jetzt besser, den leisen Luftzug im Raum spüre ich nun auch.

Manchmal steht bei mir „viel um die Ohren“ auch für die Vorstellung, dass an mir Gegenstände vorbei sausen wie Meteoriten im All. Dafür werde ich künftig ein Auffangnetz spannen. Dann kann ich mir die Brocken ganz genau anschauen und gegebenenfalls auf den Müllhaufen der Geschichte werfen.

Wenn Sie auch solche inneren Bilder entwickeln, freuen Sie sich, denn damit lässt es sich trefflich spielen.

Eine Klientin sagte unlängst, sie „trage diesen Rucksack“ schon fast ihr ganzes Leben auf ihrem Buckel mit sich herum. Damit beschrieb sie den Zustand, in dem sie sich durch ihre Selbstvorwürfe befand.

Da hat es ihr nicht geholfen, wenn Freunde oder Familienmitglieder zu ihr sagten, sie müsse sich diese Vorwürfe doch nicht machen, sie habe doch damals ihr Bestes gegeben. Da wird es ihr auch nicht helfen, wenn sie lediglich in ihrer inneren Vorstellung den Rucksack abnimmt. Das wäre Trickserei und ist selten nachhaltig.

Es ist durchaus aber ein möglicherweise hilfreiches Vorgehen, mit diesem Bild zu beginnen:

Sich einen Punkt im Raum zu suchen, der für dieses innere Bild stimmig erscheint, dort erst genau zu spüren: Was macht der Rucksack auf meinem Rücken genau mit meinem Körper? Habe ich wirklich einen Buckel? Wie stramm sitzt er, wie schwer fühlt er sich an, schneiden die Gurte ein? Wie ist mein Atem?

Sie kann dies mit ihrem Körper ausdrücken, sie kann ihre Stimme dazu geben und sich mit diesem Rucksack ein wenig auf der Stelle bewegen.

Und dann kann sie beginnen mit der Vorstellung, ihn abzulegen. Wie will sie das genau tun? Über welche Seite beginnt sie? Welcher Arm greift zu? Wo liegt er nun? Sie kann dies pantomimisch vollziehen, wenn sie mag.
Was sagt der Körper? Wie ist die Haltung, der Atem? Wo im Körper ist die Veränderung besonders positiv? Wie ist es nun, sich zu bewegen? Wo und wie lässt sich das positive Gefühl gut im Körper verankern?

Sie kann nun einen anderen Ort im Raum aufsuchen, ohne den Rucksack, zurückblicken, den Unterschied spüren. Denn darauf kommt es an: Kaum ein Mensch wir eine solche Last immerzu und überall, stets gleichbleibend schwer empfinden. Nur kommt manchmal die Aufmerksamkeit dafür abhanden (!), dass es doch auch die leichteren Momente gibt. Dann aber kann der Mensch nicht nachschauen: Was genau mache ich da anders, und wie mache ich das?

Sie kann pendeln zwischen dem Ort ohne den Rucksack und dem Ort, an dem er liegt. Sie kann ihn dort wieder aufnehmen und spüren, ob das Erleben des Unbelastet-Seins etwas verändert hat. Wie ist es nun im Zustand der Belastung, wenn sie ihn nur anschaut und wie, wenn sie ihn wieder aufnimmt und umschnallt?
Es ist gut, dies mehrmals zu spüren, immer noch einmal zu pendeln zwischen den beiden Orten. Sie kann so spielerisch mit ihrem inneren Bild umgehen, wie sie möchte: Ist es eine gute Idee, mal reinzuschauen und zu prüfen, was weg kann, den Sack leichter machen?

Noch ist er da, es kann jedoch sein, dass sich der Umgang damit verändert hat. Wer bestimmt meinen Tag, der Rucksack oder ich?

In meinen Stunden mit Klient*innen bin ich immer wieder überrascht, wie stark die inneren Vorstellungen sein können und wie gut damit experimentiert werden kann.

Ein anderes Bild: Jemand sagte, als ich auf die Ressourcen zu sprechen kam, die im Leben wirksam seien, ja, es sei glücklicherweise noch nicht alles verschüttet. Wenn Sie mögen, wenn Du magst, mit diesem Bild lässt sich sehr schön spielen!

Ich werde in dieser Woche mal mein Augenmerk (!) ganz besonders auf innere Bilder richten. Und wann immer mir eins über den Weg läuft (haha!), damit experimentieren.

Eine gute Woche!