“Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.” (Antoine de Saint Exupéry in Die Stadt in der Wüste / Citadelle)
Eine genauere Quellenangabe habe ich leider nicht, die Übersetzungen sollen auch unterschiedlich sein, und für Frauen gilt das sicher alles auch…
Nun, ich mag dieses Zitat. Es passt zu meinen Gedanken über Ziele im Leben eines Menschen.
Es entspricht der Spruch “Der Weg ist das Ziel.” nicht meinem Geschmack und auch nicht “Das Ziel ist im Weg.” Warum nicht?
Nach meiner Erfahrung und der vieler Menschen in meinem Umkreis benötigen wir Ziele, um uns zufrieden durchs Leben zu bewegen.
Im Gegensatz dazu scheint die Methode “gute Vorsätze” eher irgendwo im Ungefähren zu versanden.
Kennen Sie das?
Auch schön ist, was ich auf einer sozialen Plattform zum Thema Aufschieberitis / Prokrastination las, etwa so: “Für 2020 habe ich mir vorgenommen, mit dem Prokrastinieren aufzuhören.” Ich brauchte ein Momentchen, bis ich den Witz hatte.
Was ist nun der Unterschied zwischen guten Vorsätzen und Zielen?
Warum geben wir bei den Vorsätzen rasch auf, mit Frust oder mit dem Augenzwinkern “War eh nicht so ernst gemeint”? Nun, sie sind als Vorschriften formuliert, die man sich selbst macht, als Verbote, als Gebote, sie wecken bei manchen innere Widerworte, sie haben das Scheitern im Gepäck.
Eine Freundin, befragt, wie sie das sähe, sagt, sinngemäß:
Wenn ich mir das Ziel setze, am Ende des Jahres 5 kg weniger zu wiegen, habe ich ein positives Bild davon, was sein könnte. Ich bin nicht gleich am Meckern mit mir selbst, wenn ich zwischendurch Vorfälle erlebe, die nicht in Richtung Ziel gehen.
Ich überlege, was ich alles unternehmen kann, um mein Ziel zu erreichen: weniger Schokolade, weniger Alkohol, mehr Sport, mehr Spaß (JA! Ist gut fürs Abnehmen, sagt sie!). Aber klingt das nicht genau wie die Anweisungen der guten Vorsätze?
Nein, sagt sie, der Fokus ist ganz auf meinem Ziel, abzunehmen. Ich freue mich, alte enge Hosen, die ich mag, wieder hervorzukramen. Ich probiere aus, welche Methode gerade am besten zu meinem Ziel passt und kann wählen. Es ist auch je nach Jahreszeit, Lebensführung und Lust immer mal was anderes, was gut wirkt. Sie sagt, sie fühlt sich auf diese Weise nicht gegängelt, sondern empfindet Wahlfreiheit und das mag sie.
Eine Bekannte sagt: Ich habe meinem Ziel abzunehmen, Zeit eingeräumt, nach der Wichtigkeit, die ich ihm gebe, nämlich jede Woche 3x eine Stunde. Diese Zeit fülle ich unterschiedlich: Mal lese ich über gesundes Essen, mal frage ich nach, bei jemandem, der / die erfolgreich abgenommen hat. Mal bewege ich mich ausgiebig, mal mache ich mir schöne Salate statt der schnellen Stulle.
Aha, sie hat die Wichtigkeit, die das Ziel für sie hat, beurteilt und ihm danach Platz in ihrer Planung eingeräumt! Planung heißt: konkret sein. Wichtigkeit beurteilen heißt, immer genau zu wissen, wozu man etwas tun will.
Das sehe ich als besonders wichtig an, es hat für mich viel mit den Bereichen Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit zu tun.
Noch einmal das Zitat vom Beginn des Textes:
“Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.”
Darin steckt Verheißung, Offenheit. Ich werde im offenen Meer auch Ziele ansteuern. Es kann eine Punktlandung formuliert werden, z. B. nach Island zu schippern, genauer nach Akureyri, vielleicht zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Es kann ein Zeitraum mit Inhalt gefüllt werden, z. B. in seichten Gewässern und vorbei an sonnigen Stränden zu segeln, für eine vorher festgelegt Zeit oder auch, bis man sich genug erfreut und erholt hat, um neue Ziele zu formulieren. Auch das nenne ich ein Ziel!
Vielfalt der Möglichkeiten!
Ich kann Etappenziele festlegen, ich kann das Ziel ändern.
Nur: Konkret formuliert sollte ich es haben, mein Ziel, und wissen, wie wichtig es mir ist. Dann kann ich immer wieder gut schauen und prüfen, ob Methode, Gepäck und Weg noch passen.
In diesem Sinne: Bis zum nächsten Mal!