Endlich!
„Zeitumstellung“. Es ist kein Geschenk, denn wir bekommen aktuell etwas zurück,
was uns im Frühjahr gemopst wurde: eine ganze Stunde! Dennoch empfinde ich diese
Stunde Herbst für Herbst als Geschenk, schaue auf die Uhr: Oh, noch so früh,
ich hab noch Zeit! Wie schön! Was will ich damit anfangen?
In diesem Moment wird mir wieder bewusst, dass ich, sofern ich mich gut fühlen
möchte, alle Tage des Jahres darauf achtgeben sollte, dass ich mit meiner Zeit
gut umgehe. Das hieße unter anderem, mir Zeit zu geben, für das, was mir wichtig
ist, hieße, die Ruhe zu bewahren, mich nicht zu hetzen – denn davon wird die
Zeit nicht vermehrt, die ich zur Verfügung habe. Das wäre eine Illusion. Wenn
ich mich doll abgehetzt habe, erlebe ich keinen Zeitgewinn, eher einen Verlust
an Gegenwart. Ich hechle der Idee hinterher, ich hätte zu wenig Zeit. Das
Resultat ist Atemlosigkeit.
Eckhart
Tolle soll zum Thema Zeit und Illusion geschrieben haben, Zeit sei überhaupt
nicht kostbar, denn sie sei eine Illusion. Was so kostbar erschiene, sei nicht
die Zeit, sondern der einzige Punkt, der außerhalb der Zeit liege: das Jetzt.
Das allerdings sei kostbar.
“Im
Augenblick haben wir alle Zeit der Welt.”soll Michael Richter
geschrieben haben – das gefällt mir sehr gut! (So im Web entdeckt). Ein Lob des Augenblicks!
Als Kind war dieses Gefühl selbstverständlich: Alles war unwichtig, existierte gar nicht, was nicht mit diesem besonderen Spiel, dieser Zeichnung, dieser Lektüre, dieser Gitarrenübung zu tun hatte. Bis die Mutter rief, man möge ihr was helfen. Dann plumpste ich aus dem Augenblick. Ob die Zeit anschließend langsam oder schnell verging, hatte etwas damit zu tun, worin die gewünschte Hilfe bestand.
Später habe ich gelernt, dass Zeit selbst dann als gut gefüllt erlebt werden kann, wenn die Tätigkeit an sich ungeliebt ist, beim Abwaschen zum Beispiel (Es war die Zeit vor meiner ersten Spülmaschine…). Es ging darum, sich auch dieser Tätigkeit ganz aufmerksam zu widmen, dabei zu bleiben, nicht an all das andere zudenken, was noch getan werden sollte, auch nicht an irgendwas Zurückliegendes. Ich finde bis heute, dass dies funktioniert, wenn ich es so mache, es gelingt mir nur bedauerlicherweise nicht so sehr häufig.
Denn unsere Einteilung der Zeit ist leider alles andere als eine Illusion. Darin gibt es Termine.
Termine,
Termine – manche gehören auf den Prüfstand. Sie können vielleicht einfach mal
abgesagt werden, manche muss man ja nur vor sich selbst absagen. Es gibt so
manches Treffen, zu dem ich nicht mehr hingehe, seit es mir recht egal ist, ob
andere das doof von mir finden. Ich möchte nämlich meine kostbaren Augenblicke,
in denen ich alle Zeit der Welt habe, nicht missen. Spazierengehen, etwas
gestalten, kreativ sein, dafür will ich einen Zeitraum haben!
Wir haben unterschiedliche Lebensziele und verschiedene Werte im Leben, die
können sich auch mit dem Älterwerden x-mal ändern: Gut für unsere Gesundheit ist
es, sich ihrer bewusst zu sein, gut ist, sie als Maßstab für unsere persönliche
Zeiteinteilung zu setzen. Wenn mir Kreativität sehr wichtig ist, werde ich
vielleicht entscheiden, einem Kaffeekränzchen keine Zeit zu geben. Der Zeitraum
für das zu Schaffende wäre mir wichtiger.
Wenn mir häufiges Zusammensein mit Menschen am Herzen liegt, werde ich es
weniger wichtig finden, ob die Kleidung und die Wohnung tippitoppi sind, ich
werde das Zusammensein genießen und nicht an den Abwasch denken.
Wenn mir Politik über allem wichtig ist, gebe ich meine Zeit darein. Oder
Sport. Oder ich gewichte die Bereiche miteinander und gebe ihnen ihre Zeit. Jede
nach ihrem, jeder nach seinem Geschmack. Gut ist, sich bewusst zu sein, wievieles
wir trotz aller Termine selbst entscheiden können! Dieser Erkenntnis und ihrer
Umsetzung können wir doch etwas Zeit widmen?!
Eine schöne Woche Stunde Plus!