Archiv für den Monat: Februar 2019

Experimente (3)

Auch in dieser Woche wieder ein kleines Zwischenspiel aus Norbert Schermann: Organisationsethische Experimente, 125 Anregungen für Führung, Ausbildung und Beratung, Books on Demand Norbert Schermann 2018.

Ich denke, dass sich dieses Experiment für alle herausfordernden Situationen als nützlich erweisen kann, nicht nur im beruflichen Umfeld:

„Organisationsethisches Experiment #54
Mach folgende Übung vor Deiner nächsten beruflich herausfordernden Situation, auf die Du Dich zwar gut vorbereitest oder vorbereitet hast, von der Du jedoch weißt, dass Du einen guten Stand und Deine Ausgeglichenheit benötigst:

~ Setze Dich auf einen Stuhl und zwar so, dass Du die Lehne gut in Deinem Rücken spürst, während Du versuchst, möglichst aufrecht zu sitzen. Beobachte dabei Deinen Atem, wie er kommt und geht und genieße ihn.
~ Spüre Deine beiden Fußsohlen auf dem Boden und lass in Deiner Vorstellung die Socken oder Strümpfe und die Schuhsohlen verschwinden, sodass Du direkt mit dem Boden verbunden bist. Atme in dieser Position ein und aus in einem Tempo, das Dir genau entspricht und genieße es.
~ Mach dabei die Augen zu oder lasse sie offen, ganz so, wie Du es im Moment magst. Spüre, wie sich langsam ein Gefühl des Wohlseins in Deinem Körper ausbreitet und atme in dieser Aufmerksamkeit weiter.
~ Denke jetzt an eine Person, die Dir nahe steht oder die Dir einmal nahe stand oder der Du nahe stehst und widme ihr die Leistung, die Du in dieser kommenden herausfordernden Situation erbringen wirst. Lass diese Person sich in Deiner Vorstellung bei Dir dafür bedanken, zum Beispiel, dass sie sich freut, dass Du gerade dabei an sie denkst. Du kannst sie, wenn Du willst, in Deiner Vorstellung fragen, was sie Dir für diese kommende herausfordernde Situation wünscht.
~ Höre ihre Antwort aufmerksam und bedanke Dich bei ihr dafür, ganz egal, ob Du sofort verstehst, was sie damit gemeint hat. Gehe davon aus, dass sie Dir etwas überreicht hat, das für Dich ein wichtiger Beitrag für einen guten Stand und für Deine Ausgeglichenheit in der kommenden Situation sein kann.
~ Beobachte noch eine Zeit lang Deinen Atem und Dein wohliges Körpergefühl und wenn du soweit bist, dann komm mit Deiner Aufmerksamkeit wieder in die gegenwärtige Situation zurück, strecke Deine Gliedmaßen ein wenig und stehe gestärkt auf.

Du kannst diese Übung natürlich auch dann machen, wenn Du keine herausfordernde Situation vor Dir hast, einfach, um deine Aufmerksamkeit für jene Menschen, die Dir besonders wichtig sind, zu schärfen.“

Ich lege Ihnen diese Übung ganz besonders ans Herz, wenn Sie sich häufiger als blockiert erleben, wenn Sie sich wünschen, freier aus sich heraus zu reagieren, oder wenn Sie denken, dass Sie bisher noch nicht zu Ihrer Zufriedenheit zeigen konnten, was Ihr ganz eigener Beitrag zur Welt ist!

Bis nächste Woche!

Experimente (2)

Heute wieder ein kleines Zwischenspiel aus Norbert Schermann: Organisationsethische Experimente, 125 Anregungen für Führung, Ausbildung und Beratung, Books on Demand Norbert Schermann 2018.

Organisationsethisches Experiment #48

„Wenn Du das nächste Mal vor einer kommunikativen Situation stehst, von der Du annimmst, dass sie für Dich schwierig werden könnte, stelle Dir vorher folgende Frage:

~ Wer oder was könnte mich in dieser Situation gut unterstützen, wenn er, sie oder es anwesend wäre?

Liste alles auf, was Dir dabei hilfreich sein könnte.

~ Nimm jetzt eine Priorisierung jener zwei, drei Hilfsmittel – oder besser: Ressourcen – vor, von denen Du Dir die größten Effekte erwartest.

~ Dann stell Dir vor, dass diese Ressourcen in der Situation, auf die Du Dich gerade vorbereitest, anwesend sind und spiele die Situation gedanklich durch, wie sie Dich unterstützen können. Verwende dabei jene Deiner Sinne, die Dir besonders zugänglich sind (sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen, bewegen …).

Mach das so oft, bis Du eine deutliche Entlastung spüren kannst und Deine Zuversicht dafür, dass Du die kommende Situation sicher bewältigen wirst, groß genug ist.

Wenn das eingetreten ist, dann packe die drei Ressourcen in Deiner Vorstellung so ein, dass Du sie in diese schwierige Situation mitnehmen und Dich von ihnen unterstützen lassen kannst. Du kannst eine Person, der Du vertraust, bitten das Experiment gemeinsam mit Dir zu machen. <

Ich denke, dass es für einige von Ihnen schwierig ist, sich darauf einzulassen, die Vorstellungsübung wirklich bis zur deutlich gespürten Entlastung durchzuführen.
Ich weiß, dass einige Menschen wenig Vertrauen darein haben, dass durch solche Übungen wirklich eine Unterstützung erreichbar ist. Und gerade Sie, wenn Sie dazu gehören sollten, gerade Sie werden am meisten profitieren, wenn Sie durchhalten und das Experiment so spielerisch und unverbissen wie möglich bis zur gespürten Wirkung durchführen!

Viel Erfolg!

Übrigens: Die Aufforderung zu priorisieren bedeutet, Sie sollen Ihre Ressourcen in eine Rangfolge bringen, gewichten und dann die besten auswählen.



Zwischenspiel: Experimente (1)

Durch die Publikation SyStemischer, Zeitschrift für Systemische Strukturaufstellungen 14/2019, S 119, wurde ich auf ein Buch aufmerksam, das mir schon beim Lesen großes Vergnügen bereitet: Norbert Schermann: Organisationsethische Experimente, 125 Anregungen für Führung, Ausbildung und Beratung, Books on Demand Norbert Schermann 2018.
So schreibt er auf Seite 8: “Sie können die hier enthaltenen Texte kopieren und weitergeben, was – bitte mit Angabe der Quelle – ausdrücklich erwünscht ist.” Schon mal sehr sympathisch! Übrigens: Das passt auch für die Organisation Familie oder Chor oder Buchclub oder oder oder…!
Und das mache ich jetzt, ich gebe weiter, was mich von den 125 Experimenten im Moment (!) sehr anregt, sie durchzuführen. Stellen Sie sich auf einige davon ein in den nächsten Wochen!
Ich beginne mit dem Organisationsethischen Experiment #46 aus Seite 79:

>>Mach Dir bewusst, dass sogenannte “Killerphrasen” mit der Absicht formuliert werden, ein Gespräch abrupt zu beenden oder um ein anderes Thema auf die Tagesordnung zu setzen.

~ Sie folgen der Form der Generalisierung, die in Ausdrücken wie “immer (schon)”, “nie(mals)”, “alle”, “jede”, “jeder”, “keine”, “keiner” usw. sichtbar wird.

Du gehst am besten so damit um, dass Du in Deiner Antwort darauf in Form einer Frage reagierst, die den Sachverhalt so aufgreift, dass das Gespräch in Gang bleiben kann.

So kannst du zum Beispiel auf Aussagen wie “Das geht so nicht!” mit “Woraus besteht denn aus Ihrer Sicht dabei eine besondere Schwierigkeit?” antworten.

~ Beobachte im Lauf der Zeit die Phrasen, die bei Euch hauptsächlich gebraucht werden und lege Dir ein kleines Notizbuch dazu an.

Mach Dir einen Sport daraus, ab und zu ein bis zwei passende Antworten auf die eine oder andere Phrase zu erfinden und notiere sie Dir ebenfalls. Du wirst bemerken, wie sich nach und nach Deine Art zu argumentieren verändert haben wird.<<

Ja, und nun kann es damit losgehen! Her mit den Killerphrasen!